@Marinero: Ich glaube, die Gründe liegen auf der Hand:
- Segeln ist enorm vielfältig.
Man muss sich ja klarmachen, dass sich vom älteren Hernn mit LM27 und Rollgroßsegel über den Piraten-Segler
bis zum typischen Einmal-im-Jahr-Charterer alle möglichen Leute als Segler fühlen.
Und die allermeisten empfinden das ganze ja weniger als Sport, sondern als Outdoor-Hobby mit gelegentlicher leichter Bewegung.
Schau mal, wie wenige Leute das Segeln als echten Sport betreiben.
Wir z.B. segeln mehrere One-Design-Regatten jedes Jahr, fahren Training usw.
aber das sportlichste bleibt wahrscheinlich trotzdem das ganze Herumgeschleppe von Ausrüstung...
Die echten Sportsegler (Skiffs, Nacra usw.) werden auch mehr auf ihre Idole schauen, denke ich.
Aber die Masse besteht am Ende aus ganz vielen Individualisten, die nur der eigene Bereich der Segelei interessiert.
Wer am WE nach Maasholm oder Marstal segelt und im Urlaub rund Fynen, kann evtl. nix mit Gabart anfangen.
- Das Sportgerät ist nicht vergleichbar.
Ob im Fussball oder Tennis oder selbst im Radsport: Man kann ja oft auf profigleiches oder profiähnliches Material zurückgreifen.
Wer also am Sonntag auf dem Platz kickt, tut das unter ganz ähnlichen Bedingungen, wie der Profi, von dem man gerade Fan ist.
Aber wer kann sich einen über 30m langen Vollcarbontri in den Hafen legen?
Auch hier sind die Bedingungen für die Jollensegler, die Surfer usw. besser.
Die Nähe zum Grand-Prix-Bereich ist vorhanden.
- Sehgewohnheiten spielen auch eine Rolle.
Die allermeisten Segler sind heute schön älter (als 50).
Sind also geprägt von IOR-Booten, Zwölfern (AC) und ähnlichem.
Foilende Tris u.ä. sehen einfach ungewohnt aus und sind für die Masse der Segler schlichtweg nicht nachzufühlen.
Es haben ja kaum Segler Erfahrung damit. Wer hier im Forum hat mal so ein Ding gesegelt?
Mein alter Herr hat z.B. früher seglerisch wilde Sachen gemacht (wir waren wohl die Könige des Sonnenschusses beim Spisegeln im Verein),
aber der kann mit dem aktuellen Hightech-Segeln nix mehr anfangen.
Das ist ihm schlichtweg zu fremd.
Eines der letzten Events, wo er begeistert war, war das Whitbread 89/90, als Blake gewann.
Zumal wir Blake und die Steinlager II nach dem Rennen in den schwedischen Schären trafen.
Ein Boot, dass durch statt über das Wasser fuhr - wie jede andere Fahrtenyacht in der Zeit auch.
Was aber jetzt die Vendee-Globe u.ä. Events bei vielen interessant macht, ist glaube ich der Mehrwert für den Fahrtensegler.
Es gibt ja einige technische Entwicklungen, die übergreifend sind (spezielle Rollsegel, Autopiloten usw.).
Und man kann - durch die mediale Aufbereitung im Internet - auch mal sehen, wie und warum mit der Wettertaktik gearbeitet wird.
Darum ist es eben dort auch mal spannend, einem Alex Thompson über die Schulter zu schauen.
Holger