@wispervalley: ich kenne mehrere Sportpiloten, die zum Segeln gekommen sind. Die haben alle viel schneller die Navigation begriffen, als nicht Sportpiloten. Ansonsten sind Wasser und Luft aber wohl doch unterschiedlich.
Eine Anmerkung, über die ich aus der Summe aller Posts nachdenken musste:
Es gibt ja immer Lager, die meinen dass Scheine (SKS/SSS/SHS/SBF/Pyro/SRC/LRC,...) total wichtig sind. Ich habe noch nie erlebt, dass in den regulären Urlauben, die man so segelt das Wissen aus Scheinen auch nur annähernd gebraucht wird. Die allermeisten Menschen segeln nämlich in Ostsee, niederländischen Binnenmeeren und Mittelmeer, in Ufernähe und von Hafen zu Hafen oder Bucht zu Bucht. Wenige Stunden am Tag, bei gutem Wetter im Sommerhalbjahr. Ein Urlaub deckt in den meisten Fällen auch nur einen Zeitraum von 2-3 Wochen ab. Innerhalb der meisten Seegebiete in diesem geografischen Raum existiert eine sehr effiziente Seenotrettungsinfrastruktur, die auch bei fachlichen (nicht subjektiv von den Betroffenen erlebten) Lapalien Hilfe leistet. Also alles in allem sind da seemännisch aus Wetter, Jahreszeit und Sicherheit die absoluten Rosinen herausgepickt. Selbst wenn Leute sich mal weiter raus wagen, fahren sie am ehesten die "Barfußrouten" in beständigen Passatwinden im Sonnenschein, mit großen Schiffen, nach einer der unzähligen Fahrtenbeschreibungen die über diese Route existieren.
Die GPS-Plotter von heute ersetzen zuverlässig die meisten navigatorischen Fähigkeiten, die man früher haben musste. Aus Spaß übt mancher vielleicht bei Traumbedingungen mal die Arbeit mit Sextant und übt sich nochmal an den Strahlensätzen um aus seinen Winkelmessungen auch Positionen zu errechnen, nötig ist das in den meisten Fällen nicht, es kommt selten vor dass unsere modernden Systeme total ausfallen und man mit Hand-Sternpeilungen à la polynesischer Urvölker navigieren müsste.
D.h. es gibt eigentlich nur drei pragmatische Gründe, überhaupt noch Scheine zu erwerben:
1.- Versicherungsgründe: der Versicherer erlaubt bestimmte Fahrtgebiete nur mit Qualifikationsnachweis oder er gewährt bei Nachweisen Rabatte
2.- Chartersegeln: die Vercharterer geben Boote nur heraus, wenn Scheine nachgewiesen werden
3.- Geschäftliche Gründe: Wenn ein Schiff gewerblich eingesetzt werden soll, etwa zur Finanzierung von Weltumsegelung oder bei Traditionsschiffen zum Unterhalt werden Fahrgäste mitgenommen, dann ist neben einem Schiffssicherheitszeugnis auch ein qualifizierter Schiffsführer vorgeschrieben.
In sämtlichen anderen Fällen werden alle Scheine außer des SBF für Boote über 15PS nur für den Scheininhaber selbst erworben. Ich finde interessant, dass wir in Deutschland mit unserer weltbekannten bürokratischen Denkweise soviel Wert auf Bescheinigungen legen, und kaum jemand auf die tatsächlichen Kompetenzen schaut. Der See ist es völlig egal, ob in brenzligen Situationen ein kleines Papier im Kartentisch liegt, das bescheinigt, dass der Schiffsführer sich zu einem Prüfungsdatum kompetent gezeigt hat. Die See erfordert, dass er mit oder ohne Papier jederzeit kompetent auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren kann. Und das ist eine Kompetenz, die sich durch möglichst viel und möglichst regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Segelsport in Theorie und Praxis gleichermaßen bildet, und weniger durch Vorbereitungskurse auf Scheinprüfungen.