Wer auf der Weser aufwärts Richtung Bremen segelt, sieht kurz vor dem Kraftwerk Farge an Backbord einen riesigen Bunker.
Dabei handelt es sich um den U-Boot Bunker Valentin (Code-Name), dem größten freistehenden Bunker in Deutschland.
Er wurde während des Zweiten Weltkrieges von 1943 bis März 1945 unter Einsatz von Zwangsarbeitern errichtet, wobei Tausende ums Leben kamen.
In dem U-Boot-Bunker sollten U-Boote des Typs XXI in Sektionsbauweise gebaut werden. Es handelte sich um das größte Rüstungsprojekt der Kriegsmarine.
Der Bunker wurde zu etwa 95 Prozent fertiggestellt und konnte auf Grund des Kriegsverlaufes glücklicherweise seine Bestimmung nicht mehr erfüllen.
Zwischen 1999 und 2004 wurde im ungenutzten Teil der Ruine das Theaterstück "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus unter der Regie von Johann Kresnik
vom Theater Bremen aufgeführt. Rund 40.000 Theatergäste besuchten die Vorstellungen.
Davon hatte ich damals gehört, bin aber nie dazu gekommen eine Vorstellug zu besuchen.
Letztes Wochenende nutzte ich die Chance zu einer Führung durch die Bunkeranlage, die erst seit November 2015 eine Gedenkstätte mit Namen „Denkort Bunker Valentin“ ist.
Nach Ende der Nutzung durch die Bundeswehr (2010) wird der Komplex von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet.
En Verkauf des Bunkers wurde damals glücklicherweise verhindert. Als der Bunker im Internet zum Verkauf angeboten wurde,
Bürgermeister Jens Böhrnsen: „Dieses monströse Monument kann man nicht wie eine beliebige Immobilie auf eine Verkaufsliste setzen“.
Das Mahnmal "Vernichtung durch Arbeit" vor dem Bunker versinnbildlicht das Leiden und Sterben der Häftlinge, die schwere Zwangsarbeit auf der Bunkerbaustelle verrichten mussten.
Als Arbeitskräfte wurden 10.000 bis 12.000 Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten und dem KZ Neuengamme herbeigeschafft. Sie mussten in Zehnstundenschichten den Bunker errichten.
Vermutlich sind bei den Bauarbeiten 2.000 bis 6.000 Menschen ums Leben gekommen. 1.700 Tote sind registriert.
Die Namen der polnischen und russischen Toten wurden nicht berücksichtigt. Viele Zwangsarbeiter starben an Unterernährung oder physischer Erschöpfung.
Der Bunker steht auf einem großem Gelände mit riesigen Tank- und Vorratslagern und etlichen Arbeitslagern (u.a. Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme
Die Hinterlassenschaften dieser "Rüstungslandschaft" sind überwuchert und nur mit guten Ortskenntnissen zu finden.
Geblieben ist der Bunker Valentin, ein einzigartiges und ein unübersehbares Relikt der nationalsozialistischen Rüstung für den Seekrieg.
Ich bin relativ unvorbereitet zum Gedenkort gefahren, hatte aber für Sonntag 11:00 eine 90-minütige Führung gebucht.
Mein Fazit: Sehr empfehlenswert !
Wohltuend liegt der Fokus auf den Opfern der kühl geplanten unmenschlichen Kriegsmaschinerie.
Im Nachherein habe ich auch gesehen, wie viel an Infos auf der Offiziellen Webseite des Denkortes Bunker Valentin zu finden sind.
Auch über Wikipedia sind Informationen verfügbar.
Der Besuch regt zum Denken und Gedenken an.