Frage zur Einhandtauglichkeit einer Segelyacht

  • Ich würd jetzt ein Boot auch nicht nach der Manövrierbarkeit im Hafen auswählen. Das sind 10 andere Sachen wichtiger.

    Das kommt auch wieder darauf an, ...

    Kehre ich nach jedem Törn brav in meinen Heimathafen zurück, wird es mit einiger Übung immer klappen. Sind es ständig fremde Häfen, sieht die Sache anders aus.

    Bei einem Segler gibt es jedoch einige andere Kriterien, die noch wichtiger sind, Meeresfee zählte einige auf. Beim Motorboot (hier Stahlverdränger) habe ich lernen müssen, dass die Manövereigenschaften ganz oben auf der Liste stehen, denn das Unterwasserschiff entspricht einem angespitzten Karton, wirkungsvoller Lateralplan ist nicht vorhanden, das Ruder hat geringe Streckung und bei geringer Geschwindigkeit keine Wirkung, und die Windangriffsfläche ist gewaltig. Einige Segler kommen dem Motorboot recht nahe, für die gilt das Gleiche.


    Gruß Franz

    halber Wind reicht völlig

  • Ich würd jetzt ein Boot auch nicht nach der Manövrierbarkeit im Hafen auswählen. Das sind 10 andere Sachen wichtiger.

    Da setze ich 'mal ein Fragezeichen. Sicher sind viele andere Faktoren auch wichtig. Aber wenn man 'mal mit SeglerInnen spricht, die eben von kleinen Booten auf größere gewechselt sind, so ist doch fast immer der Anleger (gerade in fremden Häfen) jenes Manöver, das den meisten Respekt und auch den höchsten Puls fordert. Selbst mancher alte Hase kann sich davon nicht freisprechen.


    Beim Tauchen gibt es die Regel: "Die Tiefe ist Dein Freund!" Bedeutet, dass es erst beim Aufstieg, auf den letzten Metern, kritisch wird. Das hängt dort mit den Druckverhältnissen zusammen, aber mit der See verhält es sich ähnlich, jedenfalls bei moderatem Wetter. "Draußen" habe ich auch einhand meistens alle Zeit der Welt, um verunglückte Manöver zu korrigieren. Vielleicht verliere ich etwas Fahrt und Zeit, aber es entsteht doch meistens kaum Schaden. Im Hafen sieht es ja leider anders aus: Ein richtiger Fehler, und sei es nur mit etwas zuviel Fahrt in die Box, und es kracht gleich richtig. Im Hafen sind eben mehr und auch teure Hindernisse in der Nähe, außerdem gucken auch noch -zig Leute zu...


    Wie gesagt, viele andere Punkte sind ebenfalls wichtig, keine Frage. Doch Manövrierfähigkeit und Handling im Hafen stehen ganz weit oben. Sonst würden sich auch nicht so viele ein doch ziemlich teures Bugstrahlruder nachrüsten lassen. Denen geht es ja nicht um ein "Nice-to have-Gimmick", sondern um ein striktes Erfordernis.

    Grüße, Peter

    🇺🇦

    Edited 2 times, last by Pütting ().

  • Moin,


    geht mir gerade wie beschrieben, mein Boot gefunden, viel alleine unterwegs, Langkieler......


    Sicher suboptimal, funktioniert aber bestimmt:-)


    Falls nicht kommt halt ein BSR rein, versuche ich aber zu vermeiden.

    Wie schon geschrieben, es gibt Dinge die wichtiger sind als Manövrierbarkeit im Hafen. Und bisher haben die Manöver (mit viel Angstschweiß) irgendwie, wenn auch nicht immer perfekt, funktioniert.

    Aber ein BSR würde ich auch nicht per se verteufeln.....


    Außerdem muss ja jemand für´s Hafenkino sorgen. Und wenn das eine zeitlang nun ich bin- so what?

    Edited once, last by Hugo ().

  • Manövrierfähigkeit ist nur ein Aspekt von vielen beim Bootskauf.


    Wenn im Hafen beim Einhand mänövrieren etwas kaputt geht. Was solls. Man bezahlt und lernt

    Passieren kann mit vielen Händen genausoviel.

  • Doch Manövrierfähigkeit und Handling im Hafen stehen ganz weit oben.

    Ich weiss gar nicht, wo man das jetzt so zwingend braucht (spreche für Ostsee).


    Unser Moped ist zwar wendig, aber (ich habe das schon öfters geschildert) vom Motor- & Prop-Duo haben wir nicht viel zu erwarten.

    Also wird einfach nix riskiert, wenn nicht gerade Flaute herrscht, fahre ich in keine engen Gassen oder hintere Ecken und bringe mich unnötig in die Bredouille.

    Trotzdem haben wir noch immer überall einen Liegeplatz gefunden, man muss das mit der Box und vier Ecken/vier Leinen ja nicht mit Gewalt erzwingen, es gibt Stegköpfe, Achterpfähle, dies das Ananas, Kreativität ist gefragt.

  • Ich würd es auch nicht verteufeln. Aber bei der HR 31 Monsun wird es Dir, soweit ich weiß, gehen wie mir: Platzprobleme. Ein externes würde wohl gehen, ist aber auch nicht jedermanns Sache. Schon deshalb nicht, weil man damit tunlichst nirgendwo anstoßen darf, sonst Loch im Schiff.


    Mein Rat: Fahre mindestens drei Saisons ohne BSR und entscheide dann. Ziemlich sicher wirst Du es dann nicht mehr brauchen. Wetten?

    Grüße, Peter

    🇺🇦

  • Denke ich auch, warum eigentlich immer in die Box?

    Längsseits oder ins Päckchen ist meist leichter und auch kommunikativer. Auch das Ablegen ist dann meist wieder einfacher.

    In meiner Routenplanung würde ich mir auch die Häfen aussuchen, die ich nicht auf Legerwall ansteuere. Mehr Zeit für die Vorbereitung der Leinen und Fender ist dann gegeben. Auch im Hafen ist es ruhiger, wenn der Wind über Land und nicht über See kommt.

    Weiterhin sind auch naheliegende Ankerplätze immer eine gute Option für einen Einhandsegler. Dann geht es halt mit dem Dingi an Land. Dafür ist ein Gutes leicht bedienbares Ankergeschirr eine wahre Freude. Früher habe ich von Hand gezogen. Heute elektrisch aus dem Cockpit oder auch aus dem Ankerkasten.

    Gruß
    Arne

  • -- wie schon so leidenschaftlich oft hier geschrieben und heiß diskutiert das BSR ...


    ich bin froh eins zu haben ... brauche es fast nie ... aber wenn der Wind mal einen streich spielt oder nix klappt oder es viel enger ist als normal oder wenn einer unbedingt im Hafen noch entgegenkommt ..


    puh .. bevor es kracht - drücke ich den Knopf und kann Situationen retten .. die ohne gelaufen wären ... das finde ich gut ..


    (( das man das ganze Anlegemanöver mit BSR fährt finde ich seltsam .. aber auch das gibt es .. und ich werde das nie verurteilen ... ))

  • Und ganz besonders seltsam finde ich die Sorte Experten, oftmals zu finden auf (zu großen) Charterbooten, die schon in der Hafeneinfahrt bei drei Knoten Fahrt meinen aufs Knöpfchen drücken zu müssen. Denen müsste man ein Schild ins Cockpit schrauben: "Bugstrahlruder wirken nur bei langsamster Fahrt!" Ist aber für die dann vermutlich mehr ein Angst-Knöpfchen. Oder Schallzeichen.

    Grüße, Peter

    🇺🇦

  • Wenn einem das BSR so arg der A**** retten muss, meine ich, hat man vorher schon mehrere Fehler gemacht. Ich hantiere ja nicht mit 6kn Fahrt im Hafen rum und die Anlegemanöver wo ich mit Schmackes gegen 7Bft anlegen müsste, muss man ja nicht erzwingen. Dann legt man sich halt mal nicht in seine Box, sondern in eine andere. Also, ich fahre langsam genug im Hafen um mich maximal irgendwo anzulehnen, nicht reinzurammen. Ich habe genug Fender, eine gute Scheuerleiste und keine Angst vor Kratzern. Außerdem im Zweifelsfall eine Kasko für Schäden, die ich ggf mal vielleicht an einem anderen Boot verursachen würde. IdR sind Gegner aber eher Dalben und Fingerstege.

  • Was ich einhand - aber auch sonst - noch unbedingt bevorzugen würde, ist eine Pinnensteuerung. Sie ist direkter, man kann sehr viel schneller (hart) Ruder legen und sie ist weniger störanfällig.

    Grüße, Peter

    🇺🇦

  • Dann beobachte ich auch immer wieder Hafenmanöver bei denen ich mir denke, ohne Einsatz des BSR hätte es vermutlich geklappt. Manöver die ohne BSR einfach zu fahren wären, aber wenn es schon mal da ist muss es ja auch benutzt werden. Dazu brauchts Multitasking und das ist dann nicht jedermans Sache in einer stressigen Situation. Bis man es dann bedient hat und die Wirkung einsetzt sind dann oft die entscheideden Sekunden verstrichen und dabei hätte es einfach gereicht das Ruder etwas mehr einzuschlagen, was man unterlassen hat weil man mit dem Ding hantiert hat.

    Aber wie man es macht... Sicher gibt es immer irgendwo eine Situation wo man froh wäre eines zu haben. Möchte trotzdem keines.

  • Ich weiss gar nicht, wo man das jetzt so zwingend braucht (spreche für Ostsee).


    Unser Moped ist zwar wendig, aber (ich habe das schon öfters geschildert) vom Motor- & Prop-Duo haben wir nicht viel zu erwarten.

    Also wird einfach nix riskiert, wenn nicht gerade Flaute herrscht, fahre ich in keine engen Gassen oder hintere Ecken und bringe mich unnötig in die Bredouille.

    Trotzdem haben wir noch immer überall einen Liegeplatz gefunden, man muss das mit der Box und vier Ecken/vier Leinen ja nicht mit Gewalt erzwingen, es gibt Stegköpfe, Achterpfähle, dies das Ananas, Kreativität ist gefragt.

    Mari, gibt es zwei Ostseen?

    Warst Du noch nie zur Hansesail in Warnemünde, in Kopenhagen, in der Saison in Rödvig, an einem lauen Sommerabend gemeinsam mit hundert Schweden in Dragör? Wir waren immer ausgesprochen froh, dass uns die Mehrheit noch ein Plätzchen in einer "unmöglichen" Ecke übriggelassen hat. Vor nur drei Monaten haben wir uns an einem Wartesteg zwischen zwei Päckchen in eine Lücke geschraubt, die nur einen halben Meter länger war als das Schiff (nicht unser). Alternative wäre eine halbe Stunde kreisen gewesen. Bei der letzten Reise haben wir unter den kritischen Augen der Nachbarn ("das passt nicht") eingeparkt nur um Satelitenempfan für ein Länderspiel zu haben. Das geht nur wenn das Boot handlich und/oder der Rudergänger sehr geübt ist. Handlich und sehr geübt ist nicht immer vorauszusetzen, dann hilft auch schon mal ein Quirl. Ohne ist natürlich eleganter.

    Die Ostseesegler sind tatsächlich kreativ, aber leider findet man immer seltener Nachbarn, die eine pfiffige Lösung begreifen, haben oft genug Kopfschütteln geerntet.

    Es ist bei weitem nicht so easy wie du das vermittelst, Geschicklichkeit und Handlichkeit des Bootes sind gefragt, und notfalls eben ein BSR, besonders bei Einhandseglern.

    (In Deine Dose würde ich allerdings in keinem Fall eins einbauen, ganz sicher nicht)


    Gruß Franz

    halber Wind reicht völlig

  • Der Jungskipper, für den die Lernphase nach bestandener SBF-Prüfung zu Ende war, braucht es dringend.
    Der Skipper mit unhandlichem Langkieler könnte eins gebrauchen.

    Ich war mal nach deiner Definition Jungskipper und dazu noch mit unhandlichem Langkieler (Feltz Skorpion II). Unhandlich genug als erstes Boot? Und natürlich hatte das Teil keine Hilflosigkeitsturbine.

    Und was blieb mir anderes übrig, als genau das zu tun, was Saskia sagt:

    Damit kann man dann allerdings lernen umzugehen.

    Das Resultat ist allerdings, dass mich kein Boot mehr schreckt und ich auch andere Langkieler unfallfrei durch die Häfen bewege.

    Meine wichtigste Lehre aus dieser Feltz-Zeit heißt: "Fühle, was das Boot will und unterstütze es dabei." Heißt zum Beispiel beim Drehen in der Boxengasse auf gar keinen Fall den Bug durch den Wind drehen. Das klappt nicht! Und manchmal bei viel Wind klappt das auch mit dem vielbeschworenen Bugstrahlruder nicht. Dann muss man übers Heck drehen.

    Gruß, Klaus