Kommt nochmal ein "Käufermarkt"?

  • Ich habe im letzten Herbst mein Boot in Kiel verkauft. 80% aller Interessentenanfragen waren, ob auch ein Liegeplatz übernommen werden kann. Ging nicht, danach bestand kein weiteres Interesse. Von denen die besichtigt haben und wirkliches Interesse hatten, ist es auch bei ca 50% daran gescheitert, dass sie keinen Liegeplatz gefunden haben.


    Die Liegeplatzknappheit dürfte den Preisanstieg zumindest bremsen. Mittelfristig dürfte die Demografie eher für einen Bootsüberhang sorgen.

  • Wenn wieder die die Lust verlieren, die nur wegen fehlender Urlaubsalternativen gekauft haben, werden wieder so viel Liegeplätze frei, wie vor Corona. Und wenn man dann noch die abzieht, die altersbedingt beenden, dürfte Liegeplatzknappheit nur für die Boote eintreten, die im aktuellen Größenwahn gebaut und gekauft werden. Für extrem breite Boote gab es schon länger eher knappe Liegeplätze. Solange die nicht zunehmen, wird sich dort auch nicht viel ändern.

  • Danke für die Antworten, Wenn ich Euch so "zuhöre" gibt des mir Hoffnung für meinen Plan.


    Übrigens: In meinen Segelkursen gab es echt einige Leute, die sich VOR den Scheinen und OHNE Erfahrungen Boote gekauft haben, sogar recht große...verrückt. Ist aber vielleicht auch eine Persönlichkeitssache. Einfach mal machen..


    PropRob

  • Liegeplätze in attraktiven Häfen waren zwar schon lange knapp; in unserem gibt es seit vielen Jahren eine Warteliste. Corona wirkte sich aber in den deutschen Häfen zwischen Flensburg und Schlei besonders dadurch zusätzlich verknappend aus, weil viele ihre Boote aus Dänemark holten. Denn Nicht-Schleswig-Holsteiner hatten vor allem das Problem, dass für sie strengere Einreisebestimmungen galten und sie befürchten mussten, nicht zu ihren Booten zu können.


    Das entspannt sich aber gerade; die Dänen haben ja in dieser Woche Corona für überstanden erklärt und fast alle Beschränkungen aufgehoben. Man kann also damit rechnen, dass in der kommenden, oder (weil ja für diese das Liegegeld teilweise schon bezahlt ist) spätestens zur folgenden Saison mancher seinen Kahn wieder zurück nach DK verholen wird. Und damit wird dann hier wohl auch die Nachfrage nach "Liegeplatz-Booten" etwas zurückgehen. Außer natürlich, es kommt noch eine fünfte Welle mit der Was-weiß-ich-Variante ...

    Grüße, Peter

    🇺🇦

  • Es gab ja mal eine Zeit, da haben Werften ziemlich am Hungertuche genagt und sind auch mal pleite gegangen oder wurde übernommen....

    Aktuell sind die Auftragsbücher in D (und wohl auch in Fr) gut gefüllt und es gibt Lieferzeiten so bis zu 3 Jahre und sehr stabile Neupreise.

    Der Markt endet ja nicht an der deutschen Grenze. Zu Beginn von C-19 sind aus Richtung Osten Leute mit gerolltem Geld gekommen und haben gekauft, was zu haben war...

    -

    Vermutlich reicht es, auf Lieferzeiten und Rabatte bei den Neubooten zu achten, um den Beginn einer Käufermarktsituation erkennen zu können. Aktuell gibts bei einzelnen Händlern nicht mal mehr Vorführer, alles raus..

    Das wird wohl noch ein wenig dauern.

    Holt groß das Dicht ! dillen statt chillen !

  • Es läuft doch immer so, dass sich beide Parteien noch etwas bewegen, da letztlich jeder Verkäufer froh ist, wenn er sein Boot etc verkauft bekommt, zur Not auch etwas günstiger, es sei denn er kann sich vor Kaufinteressenten nicht retten.


    Daneben muss berücksichtigt werden, dass viele erst einmal nur zur Besichtigung kommen, vielleicht einen Testschlag machen, und dann noch noch ewig überlegen und gar nicht oder woanders kaufen.

    Nee, Wunschdenken auf beiden Seiten. Ich kenne eine Reihe von Fällen, in denen die "Verkäufer" - oder besser: bisherige Besitzer - dann doch einen Rückzieher vom Verkauf gemacht haben, da ihnen der diskutierte Preis dann doch zu günstig erschien und sie sich nicht von ihrem Lebensinhalt, den sie mit viel Geld verschlimmbessert haben, trennen möchten.


    Nachtrag: Für D gehe ich tatsächlich davon aus, dass der Markt in ein paar Jahren wieder etwas kippen wird. Die LP-Verfügbarkeit begrenzt, die Altersstruktur auch. "Richtig" junger Nachwuchs ist gering, der Einstieg erfolgt später, was vermuten lässt, dass dann die emotionale Bindung auch nicht so groß ist und man sich dann eher wieder davon trennt. (Mir würde trotz chronischen Zeitmangels kaum einfallen, mich vom Familienmitglied "Segelboot" zu trennen.)

  • Eine Beobachtung die ich in Spanien mache. Die Werften (wenn es für sie die Möglichkeit gibt) vergrößern immer mehr ihre Landstellplätze. Nach zu Wasserlassen geht es meist gleich auf Törn oder an Bojen.

    Gruß SY mona Willi

  • Stimmt, das haben wir bisher kaum. Das erhöht noch mal die Kapazität, lässt aber auch die Idee des schwimmenden Wochenendhauses, die mit zum "Corona-Boom" geführt haben dürfte, eher illusorisch erscheinen. Aber vorstellbar wäre das auch: Einkranen / Auskranen + WoEnd-LP => 300€. Könnte für manche passen.

  • So lange Geld so billig ist und es anscheinend doch bei vielen sehr reichlich vorhanden ist, werden m.E. die Preise nicht sinken.

  • Naja an der Ostsee ist das mancherorts nicht so einfach, man braucht für alles was man auf dem Seeboden bringt einen Nachweis das es eine Kampfmittelräumung gab, deshalb wird das wohl so schnell nichts.

  • So lange Geld so billig ist und es anscheinend doch bei vielen sehr reichlich vorhanden ist, werden m.E. die Preise nicht sinken.

    Hmm, Zinsen dürften etwas hoch gehen, damit andere Anlagen interessanter werden und die "gefühlte Billigkeit" sich auch etwas reduzieren. Aber ein Problem dürfte auch sein, dass es auf Dauer aufwändig ist, sich um die 3 Häuser, das WoMo UND die Yacht gleichzeitig zu kümmern, zumal wenn das Fliegen wieder leichter wird,

  • Hmm, Zinsen dürften etwas hoch gehen, damit andere Anlagen interessanter werden und die "gefühlte Billigkeit" sich auch etwas reduzieren. Aber ein Problem dürfte auch sein, dass es auf Dauer aufwändig ist, sich um die 3 Häuser, das WoMo UND die Yacht gleichzeitig zu kümmern.

    Du hast den Oldtimer vergessen ... das macht man doch nicht selbst, die Servicebetriebe in diesen Bereichen nehmen oft keine Aufträge mehr an. Galabauer lachen Dich aus, wenn Du etwas gemacht haben willst, da wird mittlerweile jeder Preis gezahlt. Im Nachbarkaff baut jemand einen Waschanlage für Reisemobile ... auch sportlich ...

  • Es wurde eigentlich schon vieles gesagt. Vor der Coronazeit gab es noch, wenn auch schon knapp Liegeplätze. Bei manchen Häfen gab es trotzdem schon Wartelisten. Der Bootsmarkt war "noch normal" obwohl es von Jahr zu Jahr immer mehr Boot gab.

    In der Coronazeit ging alles wie eine Rakete nach oben. Die Preise für Gebrauchtboote der blanke Wahnsinn und mit Liegeplätzen sah es auch mau aus.

    Bis heute hat sich da aber noch nicht viel geändert. Auch wenn des Reisen schon besser möglich ist, nutzen die Leute Ihre erworbenen Gärten, Boot, Wohnwagen usw. immer noch.

    sdw :Laie_22:





    Auf`m Boot :segeln: ist wie zu Hause auf`m Sofa (Entspannung) :segeln:

  • Das entspannt sich aber gerade; die Dänen haben ja in dieser Woche Corona für überstanden erklärt und fast alle Beschränkungen aufgehoben. Man kann also damit rechnen, dass in der kommenden, oder (weil ja für diese das Liegegeld teilweise schon bezahlt ist) spätestens zur folgenden Saison mancher seinen Kahn wieder zurück nach DK verholen wird. Und damit wird dann hier wohl auch die Nachfrage nach "Liegeplatz-Booten" etwas zurückgehen. Außer natürlich, es kommt noch eine fünfte Welle mit der Was-weiß-ich-Variante ...

    Weiss nicht, in Dänemark hat es ja scheinbar den gleichen Effekt gegeben, dass sich viele ein Boot gekauft haben, die vorher noch keins hatten. Die Liegeplätze in DK sollen auch ohne deutsche Boote knapp sein.

  • Ich mag mich irren, aber m.E. macht der Materialpreis bei Booten nicht die Welt aus.

    Wir sprechen hier auch nicht über Glasfasermatten + Chemie. Sondern um die ganzen rostfreien Dinge wie Edelstahl und Chrom. Mit den Löhnen hast Du allerdings recht, die machen den größten Teil aus.

    Das wichtigste Werkzeug an Bord ist immer ein guter Einfall!

    Es bewegt sich, soll aber nicht ---> Panzerband

    Es bewegt sich nicht, soll aber ---> WD40


  • Nur ein Beispiel!

    Ich habe mein Boot zu einem recht sportlichen Preis in 2020 online in einem speziellen Forum angeboten. Resonanz null! In 2021 dann noch bei Ebay-Kleinanzeigen und bin mit Anfragen bombardiert worden und hätte eine ganze Flotte verkaufen können.

    Aus Bayer sind drei Interessenten an gereist, sie sind ca 1500 Km gefahren nur um das Schiff auf dem Trailer stehend zu sehen. Den Vogel hat ein Belgier aus Brüssel abgeschossen. Er ist für die Besichtigung an Land zwei Tage gefahren und hat sogar in Nl übernachtet.

    Ein hartnäckige Interessent bestand dann tatsächlich auch noch auf einen Runde probesegeln. Unglaublich, aber man ist ja nett. Das Schiff wurde ins Wasser gesetzt, aufgeriggt und ein Termin vereinbart.

    Bei besten Wetter, dh Sonnen satt und Wind bestens ging es auf den Teich. Als dann die Logge in den Böen die 15 Kn-Marke knackte ist der Käufer fast vor Begeisterung über Bord gesprungen. Der Multivirus hatte voll zugebissen. Den schüchternen Versuch den Preis zu verhandeln habe ich mit einem milden Lächeln quittiert und ihm die Interessentenliste gezeigt. Da hat es doch rasend schnell den Kaufvertrag unterschrieben und das Bare transferiert.

    Seit dem bin ich Suchender, also auf der Käuferseite.

    Die Bauwerften produzieren nur in geringen Stückzahlen und sind bis 2023 ausverkauft. Dh wer heute bestellt bekommt sein Boot 2024, wenn er dann Glück hat, "Lieferketten".

    In den Gebrauchtbootforen sind gemessen an der Zahl der Angebote vor 2018 ca 15% zu Fantasiepreisen eingestellt. Interessante Schiff im Ausland dürften zz kein Thema sein. Die, die im Inland seit Jahren zu überhöhten Preisen angeboten werden leiden unter massiven Pflege-, Wartungs- und Investitionsstau. Sie wieder in einem akzeptablen Zustand zu versetzen dürfte viel Zeit und Geld erfordern.

    Da ist dann die Parole Geduld haben angesagt und sich an den Gedanken gewöhnen in 2022 uu kein Boot zu haben. Da werde ich dann wohl den Mitsegler machen müssen.

    Da stellt sich nun die Frage: "Wie wird sich der Markt entwickeln?"

    Sollte Corona beherrschbar werden oder gar Überwunden sein dürfte sich der Markt wieder entspannen. Da werden die Revier in Übersee für die Charterer und die Flugreisen in die sonnensicheren Urlaubsländer wieder in den Vordergrund rücken. Auch dürfte zwischenzeitlich viel der Neueigner feststellen dass ein Boot im Hafen und an Land auch Geld kostet und sogar Arbeit macht. Da dürfte bestimmt so manche sich gerne wieder von seinem Schätzchen trennen.

    Auch wird wieder eine große Anzahl von Lebensälteren altersbedingt aus dem Segelsport aussteigen. Nachwuchs, dh. Jugendliche, junge Familien sehe ich nur wenig.

    Die, die sich als Alternative in C-Zeiten ein Boot gekauft haben werden bei realen Alternativen genau so schnelle wieder weg sein wie sie gekommen sind.

    Ich gehe davon aus, dass sich der Markt in Kürze drehen wird, da dürfte es zu einem Sinken in der Nachfrage und einer Steigerung auf den Angebotsseite kommen. Es werden sich die Preise wieder entsprechend dem Grundsatz von "Angebot und Nachfrage" auf einem realistischen Niveau einpendeln.

    Sollte Corona noch einmal heftig zuschlagen brauche ich bestimmt kein Boot.

  • Ich glaube sobald die ganzen neu Bestellungen von den Werften ausgeliefert wurden, ggf. deren Neue Besitzer Ihre alten auf den Markt werfen und dann Corona beendet wird dreht sich der Markt wieder.

    Also schätzungsweise ab 2023-2024 könnte sowas eintreten.....

    Schauen wir mal, unsere jedenfalls wird so schnell nicht wieder auf dem Markt landen außer es passiert etwas unvorhergesehenes das mich möglicheriweise dazu zwingt das Boot zu verkaufen.

  • Da muss ich dir wohl Recht geben. Besser noch: Auch die Polster sind Sache der Damen!

    Na da gibt es noch mehr, z.B. die Farbe der Segel, die Wahl des Reviers, die Törnplanung und letzten Endes die Wahl der männlichen Crew, manchmal Skipper genannt.


    Zur Ausgangsfrage: Die Preise werden sich normalisieren, die Nachfrage wird wieder sinken. Aber die Nachfrage wird nicht auf das Niveau von vor, meinetwegen 10Jahren, zurückgehen. Dazu gibt es mittlerweile viel zu viel Youtube-Channels die Nachahmer anziehen.


    Gruß Ralf

  • 80% aller Interessentenanfragen waren, ob auch ein Liegeplatz übernommen werden kann

    Dann steigen ja meine Chancen unser Boot i diesem Jahr gut und schnell zu verkaufen.


    Krusefix

    wer Verantwortung von sich weist,
    weist auch die Freiheit von sich.

  • Die Preise werden sich normalisieren, die Nachfrage wird wieder sinken. Aber die Nachfrage wird nicht auf das Niveau von vor, meinetwegen 10Jahren, zurückgehen.

    Sehr schön. Jetzt hätte ich gern noch ein persönliches Horoskop: Sternzeichen Waage und 65 Jahre alt, also im chinesischen Jahr des Feuer-Hahns geboren.
    😂

    Grüße, Peter

    🇺🇦