Bericht zum Schweißen und Einbau eines Wassertanks

  • Hallo zusammen,


    ich wollte hier mal meine Erfahrung zum Neubau eines Wassertanks teilen. Ausgangslage war ein flexibler Wassertank von Plastimo mit 90 Litern (glaube ich). Werkseitig hat das Boot einen ebenfalls flexiblen Tank um die 60 L vorgesehen. Unsere Erfahrungen mit diesen Wassersäcken waren jedoch größtenteils negativ. Die Bewegungen des Tanks durch Wasserentnahme/Füllen hatten immer zur Folge, dass an den Anschlüssen und den Schläuchen gerissen wurde, sodass immer die Angst bestand, dass es hier mal zu Undichtigkeiten kommen könnte. Außerdem war der große Einfüllstutzen nie 100% dicht zu bekommen bzw. er wurde undicht, sobald man den Tank überfüllt hat. Heißt, einer musste immer unten schauen, wie viel Wasser noch in den Tank gefüllt werden konnte, bis der Druck zu groß wurde. Außerdem hat sich an dem Tank immer viel Kondenswasser gebildet, sodass der Bereich unterm Vorschiff immer feucht oder nass war. Dadurch haben wir schon länger von einem festen Tank geträumt, wie er in den meisten neuen Booten sicher Standard ist. Als der ca. erst 2 Jahre alte Sack im letzten November (vermutlich durch kaltes Wasser) so steif war, dass er an Falten Löcher bekommen hat und das Wasser dadurch teilweise ins Vorschiff ausgelaufen ist, war für uns klar, dass der Sack weg muss.


    Lösen sollte das Problem ein selbstgeschweißter Tank aus HDPE-Platten. Ich habe dazu das Fach genau ausgemessen und ein CAD-Modell erstellt, anhand dessen ich Zuhause dann den Tank bauen wollte.


    Diesen Plan habe ich zum Glück wieder schnell verworfen und das Modell dann nur noch genutzt, um die rechteckigen Platten so klein wie möglich zugeschnitten zu bestellen. Der Bau Zuhause kam aus zwei Gründen nicht in Frage: die Geometrie ist zu komplex, da es auch leichte Rundungen gibt, an die der Tank sich anpassen muss und vor allem, weil der Tank schlicht zu groß gewesen wäre, um ihn durch die Tür ins Vorschiff zu bekommen. Also habe ich die Platten vor Ort zugeschnitten. Ich habe immer im Wechsel eine Platte geschnitten und dann geschweißt. Um große Kräfte durch das Wasser zu vermeiden, wurden zwei Schwallwände in den Tank eingebaut. Um den Tank zu reinigen oder andere Wartungsarbeiten durchzuführen, hat der Tank zwei Inspektionsluken (https://www.svb.de/de/vetus-inspektionssatz-wassertank.html) bekommen. Als Anschlussset fürs Befüllen und Entnehmen von Wasser habe ich das bestellt: https://www.svb.de/de/stutzen-…assertanks-gewinkelt.html. Zur Tankbelüftung/Druckausgleich dient ebenfalls ein Stutzen, an den ich einen Schlauch angeschlossen und nach oben geführt habe.


    So weit so gut. Das Schneiden und Schweißen hat bis dahin insgesamt – wie so oft bei solchen Projekten – viel länger gedauert, als gedacht. Nicht zu unterschätzen ist auch die Arbeit, die durchs Entfernen der Oxidschichten an den Schweißkanten anfällt. Oder das Abschälen des Schweißdrahtes aus selbigem Grund.


    Am Ende standen dann Dichtigkeitstests an. Hierzu wurde der Tank mit Wasser befüllt und ab da ging der Frust los. Der Tank hatte sicher ca. 30 Stellen an den Schweißnähten, die undicht waren. Optisch war da nichts zu sehen, aber es war dennoch so. Fast nochmal die gleiche Zeit wie der bisherige Bau hat es gekostet, diese Undichtigkeiten wegzuschweißen, da der Tank dazu immer wieder geleert und befüllt werden musste. Da ich das Projekt im Winterlager angegangen bin, musste ich dazu immer wieder zu der einzigen Wasserquelle im Hafen laufen und ein Fass Wasser auf einer Karre zwischen Boot und Wasserhahn hin und her schieben. Dann hat eine Pumpe das Wasser in den Tank laufen lassen. Und immer wieder der bange Blick dabei: Ist die zuletzt zugeschweißte Stelle jetzt dicht? Wo gibt es noch Undichtigkeiten? Inzwischen ist der Tank mehrere Monate in Gebrauch und bisher auch dicht geblieben. Es scheint so, dass eine einmal abgedichtete Schweißnaht dann auch hält und dass auch keine neuen Undichtigkeiten spontan entstehen. Der Tank hat am Ende eine Kapazität von 160 Litern und etwa 40 Stunden Bauzeit gekostet. Die Platten haben 5 mm und 10 mm Stärke. Der Deckel hat 10 mm und eine nicht-gestützte Wand, an der unten die Wasserentnahme ist, ebenfalls. Bei den dickeren Wänden gab es weniger Verzug. Die Platten haben 330 € gekostet.


    Als Heißluftföhn kam eine Steinel Heißluftpistole HL 2020 E mit zugehörigem Schweißschuh zum Einsatz.



    Also am Ende hat sich das Projekt trotz viel Arbeit und Frust zwischendurch dennoch mehr als gelohnt. Wir können viel mehr Wasser mitnehmen und das Fach im Vorschiff ist seitdem staubtrocken.


    Das vielleicht als kleine Ermutigung für Leute, die auch über ein solches Projekt nachdenken. Es gibt übrigens auf Youtube zahlreiche Erklärvideos mit Tipps zum Schweißen.

  • Sieht gut aus und macht Mut.


    So etwas steht mir auch noch bevor, allerdings für den Benzintank.

    Mir graust jetzt schon davor.

    Der Tank muss 3 teilig werden und 660L Sprit fassen.


    Der Grund ist einfach: verbaut ist ein einteiliger Alutank, dieser hat schon 2x einen neuen Boden bekommen da durchgegammelt, ich will das nicht mehr.

    3 teilig weil ich ansonsten die beiden Motore wieder zerlegen muss da so der Tank nicht raus geht.


    Wo hast Du Deine Platten schneiden lassen?

    Gruß
    Bernhard
    ----------------
    Geht nicht gibt's nicht
    Zwei Worte die jede Tür öffnen: drücken ziehen

  • Da hast du auf jeden Fall einiges zu schweißen, also das wird schon viel Arbeit sein denke ich :winking_face:


    Was ich übrigens noch empfehlen kann, was sicher viel Zeit und Nerven spart: Den Tank Zuhause mit leichtem Überdruck abzudrücken. Dann weiß man definitiv vorher, ob er dicht ist. Die Möglichkeit hatte ich leider nicht.. Aber bei Benzin würde ich das umso mehr empfehlen.


    Ich habe die Platten bei kunststoffplattenonline.de bestellt. Kamen sehr flott nach 1-2 Tagen zugeschnitten per Spedition an und war im Vergleich der günstigste Anbieter (im Januar).


    Viel Erfolg dir

  • Tolle Arbeit. Wieso macht man sowas denn nicht aus Edelstahl??

  • Stimmt. Sorry. Bin Schweißfachmann und hab nicht gedacht das Kunststoffschweissen einfacher wäre. War ja auch nicht ganz einfach dicht zu bekommen...

  • Vermutlich weil Edelstahl schweissen nicht trivial ist?

    Das war für uns der Punkt.. Fürs Kunststoffschweißen war nur der Heißluftföhn (wo man aber die Temperatur genau einstellen kann) nötig. Mit Edelstahlschweißen haben wir keine Erfahrung, Ausrüstung schon mal gar nicht, da schien es einfacher, mit Kunststoff zu schweißen, zumal das Material ideal ist bzgl. Lebensmittelechtheit etc.. Außerdem war es einfacher, das mit der Stichsäge zuzusägen, ohne am Ende das ganze Schiff voller Metallspäne zu haben. Von der Stabilität her machen wir uns auch keine Sorgen bei den PE-Platten. Wenn man die Platten vernünftig verschweißt hat (3 Nähte haben wir immer genutzt), fühlt sich das von der Festigkeit her an wie aus einem Guss.

  • Vermutlich weil Edelstahl schweissen nicht trivial ist?

    Hallo,

    Schweißen ist grundsätzlich nicht trivial. Egal ob es normaler Wald-und Wiesenstahl, Edelstahl, warmfester Stahl, Kupfer, Aluminium oder Titan ist. Auch Plasteschweißen will gelernt sein. Das musste ich erfahren, als ich einmal einen gerissenen Benzintank eines Rasenmähers nachschweißen wollte. Es endete damit, dass ich bei ebay-Kleinanzeigen einen Gebrauchten Tank kaufte.

    Bei längeren Schweißnähten (Längsnähte) kann/sollte man das Pilgerschrittverfahren anwenden.

    Das vermindert Spannungen und Verwerfungen des Materials. Schweißt man Kehlnähte, muss die Platte schräg angeheftet werden, damit sie nach dem Erkalten die richtige Stellung hat. Da gibt es keine Tabellen.

    Da muss man vorher Erfahrungen gesammelt haben.

    _______________________________

    @Istron, meine Glückwunsch und meine Anerkennung.

    Gut gemacht und auch alles richtig und dabei auch Fehler. (das klingt nur scheinbar paradox).


    Reinhard

    Keiner und Nichts kann mich enttäuschen.
    Nur meine Erwartungen vermögen das.

  • Wow sehr schön! Ich habe auch Wassertanks für Bilge/Kielstummel geschweisst (auch HDPE). Das braucht schon auch etwas Übung. Den ersten Tank habe ich wieder komplett entsorgt und neu gemacht :grinning_face_with_sweat:


    Sehr schön gemacht! Ich hatte weißes HDPE genommen, damit man Verunreinigungen besser sieht.

  • Wow sehr schön! Ich habe auch Wassertanks für Bilge/Kielstummel geschweisst (auch HDPE). Das braucht schon auch etwas Übung. Den ersten Tank habe ich wieder komplett entsorgt und neu gemacht :grinning_face_with_sweat:

    ah damn. Ich sah mich schon mit meinem Fön was Wunderbares zaubern...

  • ah damn. Ich sah mich schon mit meinem Fön was Wunderbares zaubern...

    Nr.2 ist ja jetzt dicht (genug) :winking_face: ... einen geeigneten Fön kann ich gerne verleihen, falls sich hier mal jemand ausprobieren will.