Ablegen aus der Box mit Wind aus Steuerbord

  • Liebe Leute


    Ich habe einen Königskreuzer 29 (Langkieler), den ich rückwärts in meiner Box eingeparkt habe. Also Heck nach hinten am Steg. Ich habe vor kurzem das erste Mal aus meiner Hafenbox einhand abgelegt bei ziemlich mässig starkem Wind aus Steuerbord.


    Ich dachte kein Problem, denn gebe einfach etwas Gas, löse alle Leinen ausser die beiden Heckleinen. Danach kann ich schön eindampfen, und das Boot ist weiterhin stabil. Soweit hat das auch gut geklappt.

    Nun dachte ich, ich löse die lee-leine in diesem Fall also Backboard. Dann müsste mein Boot sich Richtung Wind also in Richtung Steuerbord bewegen. Hat es aber nicht, auch nicht mit mehr Gas.


    Wo liegt mein Denkfehler?

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  • Der Königskreuzer ist ja am Heck recht schmal … da reicht vermutlich einfach der Hebel nicht. Du könntest das selbe Manöver mit einer Luv-Leine an der Mittelklampe probieren.


    Außderdem kannst Du versuche, noch mit der Ruderlage zu arbeiten. An der Luv-Leine mit Vorwärtsgas nach Lee steuern sollte das Boot nach Luv versetzen, dann nach Luv steuern, um die Drehung zu unterstützen.


    Alternative: Du fährst nach Lee in die Gasse und dann rückwärts raus. Oft ist das eh leichter, weil man den Bug nicht im Wind halten muss. Wie gut Du mit Deinem Boot rückwärts fahren kannst weiß ich jedoch nicht. Der eine oder andere Langkieler ist da ja zickig.

    Arbeite am Unterwasserschiff. :grinning_squinting_face:
    Segle mit nur ein Jahr altem Unterwasserschiff. :grinning_squinting_face:
    Irgendwann muss ich wieder ans Unterwasserschiff. :loudly_crying_face:

  • Oder Achterspring

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    Cetero credo Putin esse delendum.

  • Ja, die Mittelklampe, die wünsche ich mir zu Weihnachten. Hab ich leider nicht. Setzt ich aber auf meine toDo Liste :smiling_face:

    ok, aber dann wäre mein Manöver grundsätzlich schon richtig. Schonmal gut zu wissen :smiling_face:

    • Best Answer

    Das ganze System möchte durch den Wind nach Lee versetzen.

    Durch Fahrt vorwärts verhinderst Du dass die Luvleine nach hinten und somit nach Lee auswandert.

    Der Drehpunkt für das Boot mit dem langen Kiel ist dann sehr ungünstig auf Höhe Heckklampe und die Kraft kannst Du gegen den Wind weder vom Motor noch vom Propeller erwarten.

    Wenn der Prop dann auch noch linksdrehend ist, erst recht nicht.....

  • belimo

    Selected a post as the best answer.
  • Ah ja, mit Achterspring kann ich es das nächste Mal versuchen. Wobei der Hebel ist dort nicht grösser, oder?

    westwind1 danke für die Erläuterungen! Was wäre deine Ablegemethode ohne Mittelklampe?

  • Statt Mittelklampe gibt's Klampen für die Genuaschiene. Ich würde die ungern im Sturm zum Festmachen nutzen wollen, aber als Drehpunkt für ein Leinenmanöver reicht sowas allemal.


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  • Ich verstehe das so, dass Du das Manöver solo machst und das die Situation oft vorkommt.

    Außerdem hast Du demnach nach Backbord keinen Platz zur Ausfahrt.

    Gerade bei älteren Booten mit kleinen Dieseln, oft ohne Zweikreiskühlung und i.d.R. unbekanntem Getriebezustand, würde ich langwieriges Eindampfen mit hohen Drehzahlen nach Möglichkeit vermeiden.

    Ich bevorzuge dann bei Booten unter 3,5 t Hand- und Leineneinsatz, eine Führungsleine beidseits der Box ist da hilfreich.


    Achterspring bringt tatsächlich nichts und eine Mittelklampe ist unzugänglich erst recht bei dem schmalen Laufdeck des KK.

    Vorspring bringt auch nichts, je näher die Bootsmitte dem Boxende kommt, desto schlechter ist der Winkel, um den Bug gegen den Wind zu halten.


    Vorschlag:

    Lange glatte Vorleine auf Steuerbord, die vorne ohne zu kinken gut durchlaufen kann, mit zum Steuerstand nehmen und kontrolliert bei der Ausfahrt fieren, so dass der Bug nicht wegdreht sondern leicht nach Steuerbord dreht.

    Ich glaube die Heckleine ist dann beim Langkieler egal, wenn es zügig geht, der Lateralfläche des Kiels ist beim KK ist ja eher hinten.

    Wenn der Mittelbauch raus ist, Ruder, je nach Drehraum in der Box, Stb legen (die Leine am Pfahl aushängen oder ausrauschen lassen, der See ist ja sauber) und Diesel geben.

  • Sagt mal, die brutale Macht von 7PS müßte die LuvWisch doch eigentlich überstehen, wenn man da die Spring draufbaut.... :kopfkratz:

    Holt groß das Dicht !

  • Wenn der Mittelbauch raus ist, Ruder, je nach Drehraum in der Box, Stb legen (die Leine am Pfahl aushängen oder ausrauschen lassen, der See ist ja sauber) und Diesel geben.

    Die Leine?

    Das Boot versetzt Bug nach Stb und Heck nach Bb. Da kommt er an den Pfahl unter Speed nicht mehr ran.

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  • Nicht gleich alle Leinen löse .

    Du löst nur die BB Leine am Bug, in die Achterleinen, wie Du beschrieben danpfs du ein bis Du den LUV Pfahl mir dem Bug erreicht hast und lehnst dich dagegen, die Bug Leine nicht lösen, jetzt die Achterliche LEE Leine lösen, jetzt die Bug leine fieren, bis die Heck Luv Leine stramm ist. usw.

    Das kannst Du solange machen bis Du am Schluss mit dem Bug im Wind quer zu den Pfählen liegst.


    Gruß Klaus

    Ab Windstärke zwölf gibt es keinen Atheisten mehr.( Helmut Gollwitzer)

  • Einen möglichst großen Hebelarm zu haben, ist aus meiner Sicht entscheidend beim Eindampfen in eine Leine. Also der Abstand zwischen Mittschiffs und dem Ansatzpunkt (Klampe, Klüse oder Block) des Festmachers. Wenn keine Mittelklüse oder -klampe dafür da ist, dann kann man sich vielleicht mit einer Hahnepot mit Block behelfen, sofern es irgend einen Fixpunkt in der Nähe der Bordwand gibt (z.B. am Wantenbeschlag?).


    Das Eindampfen in die Achterleine hat sogar bei mir immer nur minimalen Effekt gehabt (Traditionskutter 25 to, 42' Länge, Hebelarm Achterklüse von mittschiffs ca. 1,3 m, Motor 150 PS!), und das auch nur bei Vollgas. Meine Segelkameraden und ich haben es uns vollständig abgewöhnt. Eindampfen nur in die Vorspring oder, vorzugsweise noch besser, in die "Mittelspring".


    Ansonsten sieht für mich der Vorschlag von westwind1 für einhand am praktikabelsten aus. Sobald der Schiffsbug beim Ausfahren aus der Box zu weit nach Lee vertreibt, wird die lange Vorleine, die auf dem Luvpfahl liegt und die man mitfiert, kurz fest genommen und darauf eingedampft. Dies wirkt dann wie eine Vorspring zum Eindampfen. Das wird auch bei geringer Motorleistung funktionieren.

  • Und das Heck wandert dann nach Lee, Bb, ohne die Möglichkeit einer Kontrolle?

    Da liegt doch das Problem bei Wind von Stb.

    Meine Möglichkeit erlaubt es, links abzubiegen (nach Bb.) eben ohne das Heck aus der Flucht der Dalben zu befördern, ohne Crash mit Motorkraft.

    Gegebenenfalls sogar ganz ohne Motor, sobald der Bug am Dalben vorbei ist.

    Ruder hart Bb. und die Achterspring einholen. Bug ist draußen, Bb. Heck am Luvpfahl ohne was getroffen zu haben.

    Man muss doch nicht den Bug in Luv halten, zumindest nicht unbedingt sobald in Lee der Dalben ist, doch aber das unbefestigte Heck, oder nicht?

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    Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewußt...


    Cetero credo Putin esse delendum.

  • Also mit Box und Dalben habe ich wenig Erfahrung, aber jede Menge aus Situationen in Kroatien wo in der Regel mit dem Heck angelegt wird.

    Ganz vergleichbar ist das sicher nicht, da die üblichen Yachten sicherlich eine Breite von 3m und mehr am Heck haben, aber trotzdem. Die wesentliche Problematik ist die Gleiche, da man auch recht gerade rauskommen muss um nicht mit Kiel oder Ruder in einer der Mooringleinen vom Nachbar hängen zu bleiben.

    Mittelspring oder Vorspring gibts nicht. In der Mitte steht der Nachbar und nach vorne ist nichts mehr,Mooring ist ja irgendwann losgeworfen.

    Hier wird gegebenenfalls die möglich längeste Achterleine verwendet und vom Boot aus aktiv gefiert, idealerweise von einer 2.Person. Der Druck muss auf der Leine stehts hoch bleiben. Während die 2.Person die leine gleichmässig fiert, kann man mit der Ruderwirkung den Bug schön gerade halten.

    Hat bislang immer funktioniert, auch bei z.T. Starkwind. Wie gesagt, nicht ganz vergleichbar, da Heck breiter…

  • Das Eindampfen in die Achterleine hat sogar bei mir immer nur minimalen Effekt gehabt (Traditionskutter 25 to, 42' Länge, Hebelarm Achterklüse von mittschiffs ca. 1,3 m, Motor 150 PS!), und das auch nur bei Vollgas. Meine Segelkameraden und ich haben es uns vollständig abgewöhnt.

    Genau. Der Charterer dampft gerne ein - mir tut das Motörchen leid. :smiling_face_with_smiling_eyes:

  • Und das Heck wandert dann nach Lee, Bb, ohne die Möglichkeit einer Kontrolle?

    Nein, das wird nicht das Problem sein, denke ich. Das Heck ist üblicherweise windgeschützt im Lee des Nachbarbootes und wird nicht so schnell vertreiben wie der Bug.

    Und da der Motor an ist, kann man das Heck stets unter völliger Kontrolle haben. Hartruderlage zu der Seite, wo das Heck hin soll, und kurzen leichten Motorschub geben. Dann passt es wieder.


    Das von Nightfighter beschriebene Manöver nur mit Leinen ist natürlich noch eleganter!! Die Lee-Vorleine am Boot entlang nach achtern nehmen, so dass sie nun als Achterspring wirkt, und das Boot daran einfach rausziehen bzw. -schieben.


    Aber belimo hatte ja ursprünglich nach dem Eindampf-Manöver gefragt, um direkt mit dem Boot luvwärts aus der Box in die Boxengasse rauszukommen. Wieviel Platz er zur anderen Seite hat, wissen wir anderen nicht.

    Edited once, last by isbach ().

  • ...

    rückwärts in meiner Box eingeparkt habe. Also Heck nach hinten am Steg. Ich habe vor kurzem das erste Mal aus meiner Hafenbox einhand abgelegt bei ziemlich mässig starkem Wind aus Steuerbord.

    Ich dachte kein Problem, denn gebe einfach etwas Gas, löse alle Leinen ausser die beiden Heckleinen. Danach kann ich schön eindampfen, und das Boot ist weiterhin stabil. Soweit hat das auch gut geklappt.

    Nun dachte ich, ich löse die lee-leine in diesem Fall also Backboard. Dann müsste mein Boot sich Richtung Wind also in Richtung Steuerbord bewegen. Hat es aber nicht, auch nicht mit mehr Gas.


    Wo liegt mein Denkfehler?

    Nochmal zurück zur ursprünglichen Frage:

    Der Seitenwind greift vorne am Bug an. Er erzeugt ein ordentliches Drehmoment auf das Schiff, denn er hat zum Fixpunkt des Manövers, wo das Boot noch durch die Achterleine fest ist (also die Klampe bzw. der Poller am Steg), einen schönen richtig langen Hebelarm. Die seitliche Windkraft wirkt ja ganz vorne am Schiff.

    Der Hebelarm des Motorschubes ist dagegen nur sehr kurz, von mittschiffs bis zur Heckklampe. Da müsste dann ein mächtiger Motorschub arbeiten, um ein ebenbürtiges Gegen-Drehmoment ins Schiff zu kriegen, welches den Wind auszugleicht.


    Mal abgesehen davon, dass das von einer kleinen alten Maschinenanlage gar nicht geschafft werden kann, würde man auch viel zu große Kräfte ausbringen, die die Leinen, Klampen usw. an ihre Belastungsgrenze bringen können; gleichzeitig erzeugt ma viel Schwallstrom, wirbelt ordentlich Schlick auf, und Lärm und eine ordentliche Abgaswolke kommen aus dem kalten Motor, für dessen Langlebigkeit dies auch nicht wirklich gut ist...


    Die Drehmomentengleichung geht einfach nicht auf.

  • Rückwärts aus der Boxengasse.

    Oder, wenn man nach Lee gedreht raus ist (wie beschrieben), BB Achterleine fest um Dalben.

    2X Bootslänge Leine STB achtern fest, nach vorne, um Klampe rum, lose um Dalben rum nach achtern.

    BB achtern abstoßen, Boot dreht mit Wind herum. Rückwärts bis etwa vordere Klampe. Daher keine Klemmung mehr.

    Lange Leine los und mindestens ein ganzes Stück am festen Ende einholen (Propeller / Ruder), hart STB und Gas vorwärts.

    Einhand, elegant, kaum Risiko.

    Der Weg ist das Ziel.
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    Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewußt...


    Cetero credo Putin esse delendum.

  • Hallo Leute, nichts für ungut, aber bitte noch eine Spur ausführlicher - ich bin zwar keinesfalls ein Experte, aber segle nun doch schon fast 25 Jahre einhand und verstehe Eure Tips trotzdem nicht, wie soll's denn dann "Einhandanfängern" ergehen? :upside_down_face:


    Zum Beispiel das hier:

    Oder, wenn man nach Lee gedreht raus ist (wie beschrieben), BB Achterleine fest um Dalben.

    2X Bootslänge Leine STB achtern fest, nach vorne, um Klampe rum, lose um Dalben rum nach achtern.

    BB achtern abstoßen, Boot dreht mit Wind herum. Rückwärts bis etwa vordere Klampe. Daher keine Klemmung mehr.

    Also was jetzt? :confused_face:

    "Ich" bin vorwärts rausgefahren und nach Lee (Bb) gedreht in die Boxengasse eingebogen (Bug in Lee) .

    Nun soll ich Bb achtern einen Dalben einfangen? Ok (jedenfalls, wenn niemand übersteht, auch kann der Bug leicht nach Bb ausreiten).

    Dann eine lange Leine von Stb achtern zur Vorschiffsklampe, diese als Umlenkung nutzen, dann via Dalben achtern fest (ich nehme an, auch Stb)?

    Wieso sollte das Boot dann mit dem Wind drehen? Habe ich etwas falsch verstanden?


    Und noch zur Erinnerung: Der King's Cruiser 29 ist eigentlich kein Langkieler, auch wenn er einen langen Kiel hat. Der Lateralplan sieht doch so aus wie unten angehängt.

    Ein bisschen kann man also wohl mit "Kiel als Drehpunkt" arbeiten, auch wenn gemäss Plan der Prop recht weit vom Ruder ist, so dass die Anströmung wohl schon etwas abgeschwächt ankommt.

    Man sieht auch, dass Mittelklampen eine gute Ergänzung sein könnten (Breite in der Mitte viel grösser als am Heck).


    Bei "raus aus der Box" gibt es ferner zwei relevante Unterfälle:

    • Ein Nachbarboot liegt in Lee - (etwas) Windschutz, bis der Bug in die Gasse rausschaut, dann wirkt ein Drehmoment
    • Kein Nachbarboot liegt in Lee (Leebox leer) - kein Windschutz, aber man liegt mit Luvdalben mitschiffs recht stabil

    Ich würde sagen, bei schmalem Heck und begrenzter Motorwirkung kommt man nicht umhin, Bug und ggfalls auch Heck mit Leinen zu führen.


    kings_cruiser_29_drawing.jpg