GFK Vordeck weich

  • Hallo Segler,

    ich mußte feststellen, dass bei meiner Dufour 412 das Vordeck beim Darübergehen leicht nachgibt, wer hat Erfahrung damit?

    Kommt so etwas öfter bei einer Dufour 412 vor, kann so etwas schon werksmäßig bedingt sein?


    Das Boot steht in Griechenland nähe Athen, kennt jemand eine vertrauenswürdige Firma die so eine Reparatur fachgerecht mit gutem Material durchführen kann?


    Auf welche Preishöhe muß ich mich da seelisch vorbereiten?


    Kann ich das Boot so weiter nützen, da ich gerne diese Arbeit erst im Winter 2023/2024 machen lassen würde, oder geht davon eine Gefahr aus?


    Da ich mit einer solchen Reparatur noch keine Ahnung habe, bin ich euch für jeden Tipp wie ich das am Besten angehe sehr dankbar, möchte da keine dummen Anfängerfehler machen.

  • Moin,
    die Frage ist leider ohne Ansehen unbeantwortbar.

    In einem gewissen Maße kann ein federndes Fleck toleriert werden und ist auch kein Schaden.

    Ich gehe sodann davon aus, dass es keine sichtbaren strukturellen Schäden unter Deck gibt.
    Ferner keine verkappten Kollision- oder sonstige schlecht reparierte Vorschlägen.

    Ferner nehme ich an, dass kein Teak- oder ähnlicher Belag aufgelegt ist, der sich vom eigentlichen Deck ablösen könnte.

    Möglicherweise ist das Deck einfach zu schwach ausgeführt, dann kann eine Versteifung durch einen. sog. Schaumstoff-Beam unter Deck Abhilfe bringen.

    Wenn dagegen ein Schaden im Deck vorliegt, könnte es eine Delamination der Sandwich-Konstruktion sein. Das kommt durchaus häufig vor.
    Das Deck dürfte mit 99 %iger Wahrscheinlichkeit aus zwei GfK-Schichten mit einem mittigen Schaum- oder Balsakern bestehen.

    Genaueres kann ein 412er Eigner sagen, wenn Du hier einen findest und wenn der mehr über sein Boot weiß als Du.
    Wenn der Kern des Sandwichs durch undichte Beschläge nass wird, kann er aufweichen und die Verleimung der drei Schichten sich lösen.

    Woran siehst Du, dass das Deck nachgibt: Unter Deck oder kannst Du es an Deck sehen?

    Leg Dich mal ins Schiff, wenn oben jemand drüber geht. Hörst Du ein feines Knistern?

    Ein dringendes Reparaturbedürfnis besteht in aller Regel nicht, eher ein latentes. Die Ursache einer möglichen Leckage solltest Diu jedoch ergründen und abstellen. Die Kosten sind eine Wundertüte: je nach Umfang der Stelle und konstruktivem Aufwand kann es ein satter 4-stelliger Bereich werden. Im Worst Case muss das Deck geöffnet (eine Gfk_Lage aufgesägt und entfernt) und der Kern ersetzt werden.
    Wenn dazu Teile der Einrichtung, Beschläge oder ggf. auch ein Luk ausgebaut werden müssen, wirkt dies kostentreibend.
    Das ist aber ohne nähere Info echte Spekulation! Da Du den Schaden selbst offenbar weder erkennen noch einschätzen, geschweige denn reparieren kannst, hilft nur ein Fachmensch vor Ort.

    Gruß
    Andreas

  • Quallenschubser , vielen Dank für deine schnelle und umfangreiche und gute Antwort.

    Teak oder ähnliches gibt es keines, es handelt sich um eine Sandwichbauart, beim Darübergehen kann man innen ein geringes knarren hören, ja ich vermute, dass der Schaumkörper etwas nachgibt.

    Der Bugsprient wo auch die Ankerrolle darüber läuft, wurde von einer Firma nach meinem Kauf des Bootes geradegebogen, da er durch den Vorbesitzer eine kleine Verwindung zur Seite erfahren hatte, er ist jedoch wieder komplett gerade, diese Reparatur wurde vor ca. 3 Jahren durchgeführt.

    Ich hatte hie und da etwas Wassereintritt, konnte jedoch nie genau die Stelle finden wo es eigedrungen ist, könnte aber möglicherweise eine versteckte Schraube unter dem Bugsprient sein oder eine Haftungslücke vom Sikaflex, also ja es ist möglich, daß bei rauher See Salzwasser eindringen hätte können ohne das ich es bemerkt hätte.

    Ich wurde eigentlich durch einen Marinero darauf aufmerksam gemacht, dass das Deck unter meiner Körperlast ca. 115Kg sich geringfügig eindrückte, mir persönlich wäre es gar nicht aufgefallen.

  • Puh, das klingt schwierig. Ein etwas weiches Deck ist nicht unnormal. Dufour ist nun auch nicht gerade dafür bekannt, besonders dick zu laminieren.

    Ich selber war vor wenigen Jahren auf einem Neuboot in Düsseldorf, das ich schnell wieder verlassen habe, da sich das GfK in der Plicht unter 80kg Gewicht verbog.


    Wegen des eingedrungen Wassers - ich verstehe, dass es auch ins Sandwich eingedrungen ist/ sein kann - würde ich erst einmal über die Werft (oder hier) rausfinden, ob es sich um Schaum- oder Balsasandwich handelt. Bei Balsa ist m.E. Eile geboten, denn das rottet schnell.


    Ggf kannst du auch die Feuchte des Decks messen (lassen), um etwas mehr Klarheit zu gewinnen.


    Wenn das Deck sich wirklich stark einbeult, dann wird es geöffnet werden müssen. Je nach Inneneinrichtung (Decke) kann zumindest eine Probeöffnung von Innen sinnvoll sein.


    Grüße

    ruhrpottsegler

  • Unserem Bootstyp wird auch nachgesagt, dass das Deck (Vorschiff) federt. Ist wohl so und macht auch nix.


    Der Voreigner hat das im Zuge der Decksreparatur durch den Einbau von Stringern abstellen lassen. Aber nur weil ihn das genervt hat, nicht weil es angeraten war.


    Es kamen Schaumstreifen mit ner Lage Kohlefaser zum Einsatz.


    Siehe hier: # 442

  • Tja, das werden wir hier wohl nicht klären können.
    Eine Leckage ist möglich, aber andererseits auch nicht sicher und selbst wenn es sie gab oder noch gibt, ist unklar ob sie zu Folgeschäden führte und ob sie überhaupt etwas mit dem federnden Deck zu tun hat. Ebenso ist weiterhin offen, ob das Federn tolerierbar ist und/ oder schlicht an einer zu schwachen Dimensionierung des Decks liegt. Ich würde nicht mal ausschließen, dass das Konsultieren einer Werft in eine unnötige Reparatur mündet. Feuchtemessen ist im vermeintlichen Schadensbereich sicher eine gute Idee, aber bei Sandwich-Material ist die Interpretation der Messwerte für Laien schwierig. Was allerdings gehen sollte, ist der direkte Vergleich unterschiedlicher Deckflächen untereinander. Allerdings können auch hier Abweichungen zwischen Bereichen auftreten, die frei schwebend sind und solchen, die durch Schotten/Einbauten unterlegt sind. Ich bin auch nicht sicher, ob Kabel über der Innenschale eine Rolle spielen können. Gleichwohl, mit geringem Aufwand machbar. Z. B. hiermit: Greisinger Mk210.

    Das kommt nämlich noch hinzu: eine Probeöffnung oder auch Bohrkernauswertung von unten steht vermutlich unter dem Vorbehalt, dass auch dieses Boot sicherlich eine dieser nahezu obligatorischen Innenschalen haben wird. Selbst das Anbringen stabilisierender B
    eams wie bei Marinern wird damit zu einer unnötig großen Aktion.

    Wie alt ist das Boot denn?

  • die Frage ist leider ohne Ansehen unbeantwortbar.

    ohne Ansehen des Bootstyps, sollte man ergänzen. Dufour hat offenbar nichts dazugelernt, außer dass sie ihre altbekannten Probleme heute in größere Boote einbauen. Aber sie sind beliebt.


    Dufour steht synonym für sich ablösende Sandwichlaminate. Dufour hat auch mal Windsurf-Bretter gebaut. Dort haben sie mit 18 Monaten "Tragzeit" den Bock geschossen. Etwas sarkastisch ausgedrückt, ist das Beste an Dufour der hohe Wertverlust und das Schlechteste sind die Decks. Das hat rund 50 Jahre Tradition.


    Kann ich das Boot so weiter nützen, ... , oder geht davon eine Gefahr aus?

    Dufour stirbt langsam. Es ist sicher noch Zeit. Natürlich wird die Sache nicht besser.


    Wegen Reparaturvarianten: Es gibt eine beliebte, letztlich zweclmäßige, aber nicht allzu langlebige Möglichkeit, sich von einem Sandwichkern abhebendes Laminat minimalinvasiv wieder festuzukleben. Das Problem dabei ist quasi immer Restfeuchte, die man aus Balsa schlecht und aus Schaum quasi garnicht rauskriegt. Heißt: Du freust Dich, zahlst und nach 2 Jahren geht der Mist wieder los. In der Zwischenzeit war es gut und günstig. Genau gesehen nicht günstig genug, wenn man bedenkt, dass das Sandwich-Material in der Zwischenzeit unbemerkt seinen Zustand verschlechtert.

  • Ich denke,ohne das Schadensbild gesehen zu haben, das dort möglicherweise ein Balsoholz Sandwidch verbaut ist.

    Wenn dies zutreffend ist, dann kann es so sein, dass irgendwo Wasser eintritt und das Balsa zu Torf vergammelt. Damit verliert das Deck seine Stabilität. Sollte die beschriebene Situation zutrfefend sein, dann ist eine Reparatur zwar aufwändig aber gut machbar. Wie das gemacht wird ist auf You Tube gut beschrieben. Es wird dann die obere Schale des Decks großflächig entfernt, der Sandwidchkern entfernt und mit neuem nichtorganischem Sandwidchmaterial aufgebaut. Macht man das fachgerecht ist das Deck dann wieder top in Schuss.

    Wie gesagt, es ist beispielhaft auf YT ein Filmchen vorhanden wo es detailliert gezeigt wird.

    Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.
    Alexis Carrel

  • Alle Wanten fest und müssen nicht laufend nachgestellt werden?
    Risse durch die Bewegung zu sehen?
    Nein? Dann keine Panik. Ganz in Ruhe weiter segeln und mal bei vielen anderen Booten übers Vordeck laufen. Dann bekommst Du ein Gespür, was eventuell noch normal ist. Und kannst andere Fragen, auch Bootsbauer/Werften. Oder kommst bei einem Dufour Vertreter vorbei und kannst den fragen.

    Worst case aufmalen geht immer, aber solange man das Deck nicht vor Ort gesehen hat -Glaskugel.

  • So etwas kommt vor, wenn das Deck zu oft mit einem pulsierenden Hochdruckreiniger behandelt wird.

    Gruß SY mona Willi

  • Tja, das werden wir hier wohl nicht klären können.
    Eine Leckage ist möglich, aber andererseits auch nicht sicher und selbst wenn es sie gab oder noch gibt, ist unklar ob sie zu Folgeschäden führte und ob sie überhaupt etwas mit dem federnden Deck zu tun hat. Ebenso ist weiterhin offen, ob das Federn tolerierbar ist und/ oder schlicht an einer zu schwachen Dimensionierung des Decks liegt. Ich würde nicht mal ausschließen, dass das Konsultieren einer Werft in eine unnötige Reparatur mündet. Feuchtemessen ist im vermeintlichen Schadensbereich sicher eine gute Idee, aber bei Sandwich-Material ist die Interpretation der Messwerte für Laien schwierig. Was allerdings gehen sollte, ist der direkte Vergleich unterschiedlicher Deckflächen untereinander. Allerdings können auch hier Abweichungen zwischen Bereichen auftreten, die frei schwebend sind und solchen, die durch Schotten/Einbauten unterlegt sind. Ich bin auch nicht sicher, ob Kabel über der Innenschale eine Rolle spielen können. Gleichwohl, mit geringem Aufwand machbar. Z. B. hiermit: Greisinger Mk210.

    Das kommt nämlich noch hinzu: eine Probeöffnung oder auch Bohrkernauswertung von unten steht vermutlich unter dem Vorbehalt, dass auch dieses Boot sicherlich eine dieser nahezu obligatorischen Innenschalen haben wird. Selbst das Anbringen stabilisierender B
    eams wie bei Marinern wird damit zu einer unnötig großen Aktion.

    Wie alt ist das Boot denn?

    Es ist ein Baujahr 2017

  • Denke ich auch. Einen kapitalen Produktionsfehler mal außen vor gelassen, dürfte eine Leckage im Decksbereich unter MM-Bedingungen in so wenigen Jahren kaum zu einer großflächigen Durchnässung des Sandwich geführt haben, die in einem Ausmaß zur Delamination geführt haben könnte, dass man bei Belastung regelrecht ein Einsinken des Decks beobachten könnte. Bleibt also das naheliegendste: Dufour hat hier möglicherweise etwas zu knapp disponiert, was Vorposter ja auch bestätigten.
    Trotzdem ist dies ein guter Anlass, darauf hinzuweisen, dass man mögliche Leckagen an Beschlägen - gerade auch, nachdem Überbelastungen auftraten - zur Vermeidung o. g. Langzeitwirkungen im Blick haben sollte.

    Gruß
    Andreas

  • Moin,


    Ich denke das liegt eher an Deinem zarten Gewicht.


    Bei unseren Dufours ist übrigens kein Balsa sondern Schaum drin! Bei allem was mir bis jetzt begegnet ist, ist das Laminat eher zu dick als zu dünn ausgeführt. Die Dufours wiegen im Vergleich auch meist mehr als viele vergleichbare Großserienherstellermodelle.


    •Hull: Hand-laminated polyester/glassfibre.

    •Decoration: Decorative stripes on the hull.

    •Gelcoat: NPG Gelcoat with first of cloth impregnated with NPG resin forming an optimum barrier against osmosis.

    •Structure: Inner moulded hull bottom, structural framing lamina-ted to the hull.

    •Deck: Sandwich with injected Saerfoam core

    •Ballast: Keel bolts bear on stainless back-plates

    •Rudder: Semi-elliptical shape, filled with closed-cell epoxy foam. •Rudder stock: Solid stainless steel.

    •Non-slip deck surface: Diamond point non skid profile on deck.

    First 21.7, Etap 21i, Sunbeam 22.1, Dufour 350 GL

    Edited once, last by just sail ().

  • Hallo liebe Segler,

    wir danken euch vielmals für die aufmunternden Worte.

    Wir werden in jedem Fall alles nach eventuellen Leckagen absuchen und das Vordeck im Auge bahalten.


    Danke Chris :schlageingif:

  • Der Bugsprient wo auch die Ankerrolle darüber läuft, wurde von einer Firma nach meinem Kauf des Bootes geradegebogen, da er durch den Vorbesitzer eine kleine Verwindung zur Seite erfahren hatte, er ist jedoch wieder komplett gerade, diese Reparatur wurde vor ca. 3 Jahren durchgeführt.

    Das hört sich ja etwas nach einer Ramming an. Kann da vielleicht eine kleine Undichtigkeit enstanden sein, die beim Geradebiegen nicht behoben wurde?

    Gruß, Klaus