Fast neu und mit Fragen

  • Hallo,

    ich hatte mich vor hier angemeldet nachdem ich im Januar mein Boot erworben habe und mir erlaubt meinen Senf zu ein paar Themen dazuzugeben ohne mich hier vorher vorzustellen. Das hole ich jetzt nach, da mein Boot aus der Halle des alten Besitzers raus konnte und nun bei mir auf dem Hof steht bevor es an den Wasserliegeplatz kann.

    Zu mir: Ich bin mitte Dreißig und habe vor zwei Jahren die SBFs gemacht und segel seitdem auf dem vorletzten Ruhrstausee.

    Wie mein Benutzername schon sagt, habe ich einen Hang dazu viele Arbeiten selber zu machen, was viel spaß macht, aber nicht immer schnellstmöglich zum Ergebnis führt :volker: Bei dem von mir gekaufen Boot handelt es sich um eine Jolle vom Typ Polyp von 1980. Mit der Jolle will ich im Sommer mit meinem Sohn auf kleine Entdeckungsreisen in Friesland oder an der Müritz, oder da wo es noch schön ist, gehen. Dafür müssen aber noch ein paar Sachen erledigt werden, wobei ich auch schon bei meinen Fragen angelangt bin. Auf dem angehangenen Bild kann man die Überreste des Schwertes sehen. Nun muss also ein neues her, nur wie? Wieder aus Sperrholz, oder aus GFK mit Schaumkern? Und mit was für einem Profil? Lohnt es sich ein NACA Profil zu erstellen? Es währe wohl ein 0009. Und wie dick muss ich das Laminat machen? Ich habe mal mit Epoxy und Matte einen Seitendeckel fürs Mofa repriert, aber noch nichts gemacht, was Lasten trägt. Und zu guter letzt, woher bezieht man Matte und Harz? Einfach bei SVB bestellen? Die haben aber nur einen Typ Glasfasermatte und ich weiß, dass es verschiedene Webarten für unterschiedliche Anwendungen gibt und unterschiedliche Dicken etc..

    Achja, eine ganz gut ausgestattete Hobbywerkstatt ist da und handwerkliches Geschick auch.


    Viele Grüße

    Jan

  • Moin, ich hab ja nicht viel Erfahrung, aber auch eine Jolle mit puren Sperr-Holzschwertern.


    Wichtig ist, du musst dem Schwerter auch in Außnahmesituationen vertrauen können. In Modder gefahren oder gekentert und du stehst drauf! bei Eigenbau GFK würde mir das Gefühl für die grenze fehlen. (außer bei einer Vollmassivgfkplatte :winking_face:


    Ich habe auch über einen Neubau nachgedacht, um die auf die modernere Form zu bringen (Den Jollentyp gibt es schon 53 Jahre).


    Mein Boot liegt meist an Land.


    Ich wäre bei wasserfest verleimten Mahagonisperrholz gelandet. Dicke maximal was geht oder nach Klassenvorschrift erlaubt ist. Das Sperrholz hilft dir bei der Profilierung, mit einem Hobel vorne rundstumpf, hinten spitz. GGf hätte ich an der Hinterkante eine 2mm Metallschiene eingesetzt. Aus Sperrholz spitz wäre sehr empfindlich.

    Bei E**y gibt es sogar Schwerter aus V100 Multiplex Birke, scheint sogar auch zu halten. Bei Wasser-Liegern wäre ich da aber skeptischer.


    Ob da dann nochmal eine GFK Haut drüber muss?


    Ansonsten Bootslack klar, um zu sehen wo es Wasser zieht.


    Grüße Andreas

  • :viannen_01:


    Sperrholz funktioniert, hat aber einen Nachteil, falls das Schwert recht fest werden soll: Jede zweite Lage verläuft quer und hält garnichts.


    Etwas stabiler ist selbstgefertigtes Leimholz. Du setzt die Leisten die Du kaufst oder geschnitten hast so aneinander, dass der Berlauf von Jahresringen wrchselseitig folgt. Ein sog. Riftschnitt ist dann nicht nötig. Lärche ist gut. V.a. sibirische, Douglasie geht auch, Bergtanne aus unseren luftigen Mittelgrbirgen. Nur bitte keine Baumarkt-Fichte, wo schon der Winterring breiter als ein Zahnstocher ist.


    "Lohnt es sich ein NACA Profil zu erstellen?"

    Boote die sehr ausoptimierte Profile haben, haben das nicht, weil deren Profil berücksichtigt, dass ein Segelboot nie geradeausfährst, sofern der Wind nicht genau von achtern kommt. Eines der effektivsten Profile hat ganz offensichtlich das Mohr-Ruder für den Hobie gehabt und heute das EPO3. Offensichtlich, weil es sich bei Vergleichsfahrten mit vs. ohne um offensichtlich völlig verschiedene Boote handelt. Man sieht dort den Unterschied zwischen rein angelesenem Wissen und jahrelangem Optimieren sehr deutlich.


    Ob sich das für Eure / Deine Jolle lohnt? Vorn etwas anschärfen, ab der Mitte nach achtern auslaufen lassen und diese auslaufende Fläche im letzten Drittel recht gerade (plan) halten. Das dürfte etwas bringen. Mehr lohnt nicht.

    Profilstärke hat auch was mit Festigkeit und Dauerhaftigkeit zu tun. Eine vorn nicht zu scharfe Kante mach das Schwert unempfindlicher gegen Treibgut. Solche praktischen Überlegungen sollte man nicht ganz beiseite wischen.


    VG Chris

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen. Die Bezugsquelle für Harz und Matte ist super, sie scheind deutlich günstiger als SVB.


    [...] Boote die sehr ausoptimierte Profile haben, haben das nicht, weil deren Profil berücksichtigt, dass ein Segelboot nie geradeausfährst, sofern der Wind nicht genau von achtern kommt. [...]

    Dieser zwiespalt ist mir auch schon aufgefallen, als ich über die Profile nachgedacht habe. Durch die schräge Anströmung unter Wasser erzeugt man sich theoretisch ein moment, das die Krängung vergrößert. Wie groß der Einfluss ist habe ich aber nicht nachgerechnet. Ich werde mir also weniger Gedanken um das Profil machen können und schneller zu einem brauchbaren Ergebnis kommen. Es gibt ja eh keine Klassenvereinigung o.Ä. und eine Rennziege ist das Boot auch nicht.



    Das hab ich noch gefunden: Polyp: Es geht weiter. – socialcurrywurst Und das da von Ballast am Schwert die Rede ist.


    Grüße Andreas

    Danke, die Seite hatte ich auch gefunden und das ist auch fast alles, was man über die Bootsklasse erfahren kann. Der Betreiber scheint aber tatsächlich einen Kiel und kein Schwert für eines seiner Boote bauen zu wollen.


    Gruß
    Jan

  • Ich bin mitte Dreißig und habe vor zwei Jahren die SBFs gemacht und segel seitdem auf dem vorletzten Ruhrstausee.

    Wie mein Benutzername schon sagt, habe ich einen Hang dazu viele Arbeiten selber zu machen, was viel spaß macht, aber nicht immer schnellstmöglich zum Ergebnis führt <..> Wieder aus Sperrholz, oder aus GFK mit Schaumkern? Und mit was für einem Profil? Lohnt es sich ein NACA Profil zu erstellen? Es währe wohl ein 0009. <...>

    Achja, eine ganz gut ausgestattete Hobbywerkstatt ist da und handwerkliches Geschick auch.

    Das klingt nach Mischung aus Genie und Wahnsinn;- )

    Ob sich das alles nur für eine Polyp lohnt? Hmm, könnte Wahnsinn sein.

    Aber in dem Alter mit Bastelbackground ist das ein tolles Lernprojekt. Stabverleimt wurde schon genannt.

  • Ich weiß ja auch nicht, ob sich der Aufwand lohnt, daher frage ich ja;-) Aber die Anregung mit ner Leimholzplatte ist wirklich gut. Überzieht man die dann noch mit ein oder zwei Lagen Glas, oder nur mit Epoxy? Muss es eigentlich Nadelholz sein, wegen des hohen Harzanteils? Ich hab hier glaube ich noch ein Stück 40mm Buchen Arbeitsplatte.

  • Du kannst auch Honduras-Mahagoni nehmen. Lohnt nur nicht... Buche ist jetzt kein klassisches Bootsbauholz, mag aber unter Epoxy hinreichend dauerhaft sein, Aber wenn du gerne basteltst... ;- )


    Nimm Glas zum Epoxy. Geht auch ohne, ist aber k.... (eigene Erfahrung).

  • Ich weiß ja auch nicht, ob sich der Aufwand lohnt, daher frage ich ja;-) Aber die Anregung mit ner Leimholzplatte ist wirklich gut. Überzieht man die dann noch mit ein oder zwei Lagen Glas, oder nur mit Epoxy? Muss es eigentlich Nadelholz sein, wegen des hohen Harzanteils? Ich hab hier glaube ich noch ein Stück 40mm Buchen Arbeitsplatte.

    Buchenholz gammelt am schnellsten, wenn es nass wird. Arbeitsplatten (aus Leimholz nehme ich an) sind auch nicht soo stabil.

  • der Aufwand

    ..

    Muss es eigentlich Nadelholz sein, wegen des hohen Harzanteils?

    .

    Nadelholz ist langfasrig und dadurch gut geeignet. Man nimmt es seit über 400 Jahren zum Schwertbau. Lärche, bekanntlich ein Laubholz, ist etwas besser, wenn das Schwert wochenlang im Wasser ist. Im Wasser weicht nach etwa 3 Wochen normaler Klarlack auf. Es sollte dann deswegen anders geschützt werden.


    Bedenke bei einer Leimholzplatte, dass die günstigstenfalls D3 verleimt sein wird. D4 halte ich für das Minimum.


    Mahagony ist gut und schick, aber sobald es im Wasser ist, sieht man es nicht. Das sehr feste Mahagony gleicht aber die, durch die Sperrholz-Querlagen verlorene Festigkeit aus. Die noble Optik kostet bei gleicher Bruchresiszenz einen gehörigen Aufpreis.

    Mahagony ist seewasserbeständig, aber nur sehr schlecht süßwasserbeständig. Das heißt, es muss gut geschützt werden. Auch in dem Bereich zahlt man viel und kriegt wenig.