Yacht: Nach Windsteueranlagen sind nun auch Rettungsinseln out?

  • Meinung: Doch nicht reif für die Insel?
    Michael Rinck, YACHT-Redakteur Test & Technik, erklärt, warum er Rettungsinseln zumindest auf der Nord- und Ostsee für unnötig hält
    www.yacht.de


    Redakteur M. Rinck argumentiert, (frei zitiert) "das er in Zukunft statt eine Rettungsinsel mitzunehmen noch ausdauernder um sein Boot kämpfen würde".

    Guter Plan!


    Seine Grundsätzliche Argumentation:

    • Eine Rettungsinsel gibt keine 100%-tige Sicherheit (ja).
    • Die meisten Gründe für Wassereinbruch sind trivial und es gibt Leckstopfen etc.
    • Feuer: besser einen Feuerlöscher schnell zur Hand haben.


    Nicht das ich eine Rettungsinsel an Bord hätte.

    Aber die Argumentation wirkt doch etwas wie aus dem Poesiealbum entnommen.

  • Aber deswegen auf die RI zu verzichten, ist für mich die falsche Konsequenz.

    Also für die westliche Ostsee, schwedische Schären, völlig in Ordnung finde ich. Hier sind doch nahezu alle in der Sommerzeit unterwegs, da wimmelt es von anderen Schiffen.


    Gruß Odysseus

  • viele Boote werden zu früh aufgegeben

    Das war auch das Fazit der Nachlese von Fastnet '79. Die Boote schwammen, wenn auch teils ohne Mast, in recht gutem Zustand auf dem Meer rum, während die Leute in ihren Rettungsinseln kenterten oder (fast) erfroren.


    Ein anderer Diskussionsansatz, dass die Insel als Ersatzfahrzeug eine sehr passive Geschichte ist. Sollte sich keiner um Dich kümmern, hilft selbst rettende Landnähe quasi nichts. Die Technik wird's richten, außer sie fällt aus. Bei diesen Szenarien fällt allerdings alles aus, wirklich alles - nur eins nie.


    Von großem Boot zu kleinem Boot sind mit einem ausreichend* motorisierten Dinghy 100 Meilen eine Fahrt von 5h oder etwas mehr. Heißt normaler** AB-Tank + Reservekanister. Sogar ein behelfsmäßig besegeltes Dinghy kann die Entfernung in 3 Tagen schaffen***.


    Statt dessen lässt man lieber den alten Slocum**** raushängen und richtet sich, ganz oceanlike, darauf ein, von einem großen haarigen Mann von einem großen Schiff die Hand gereicht zu kriegen. Denen, die da vor Entzücken zerfließen sei es nachgesehen.



    * 25 / 30 PS lt. boote-Magazin / boote-Forum

    ** 25 + 10 Liter

    *** 1.5 Knoten im Mittel

    **** nichts unanständiges

  • Also für die westliche Ostsee, schwedische Schären, völlig in Ordnung finde ich. Hier sind doch nahezu alle in der Sommerzeit unterwegs, da wimmelt es von anderen Schiffen.

    Klar, das Risiko ist begrenzt. Aber eine einfache Insel für diese Gegend kostet etwa so viel wie die obercoole Ölzeug-Garnitur für eine Person, eine mittelcoole Ölzeug-Garnitur für die Partner-Crew oder ein Satz maritimer neuer Polster. Außer dass eine RI falsche Sicherheit vermitteln kann, finde ich noch kein Argument dagegen. Und gegen falsche Einschätzungen kann man trainieren. Man verzichtet ja auch nicht auf's ABS, nur weil man weiß, dass man mit ABS bei Nebel und Glatteis auch nicht schneller fahren sollte.

  • Eine Rettungsinsel ist immer nur die Ultima Ratio aber wenn man keine hat sinkt die Chance auf Rettung um 100% eben dann wenn man die Ultima Ratio gerade benötigt.

  • Die Argumentation ist teilweise schon ok, viele Boote werden zu früh aufgegeben. Aber deswegen auf die RI zu verzichten, ist für mich die falsche Konsequenz.

    Ich sehe das, wie Moderboot mit Blick auf das 79er Fastnest Race ähnlich, aber auch, dass das kein Grund ist darauf völlig zu verzichten.

  • Eine Rettungsinsel ist immer nur die Ultima Ratio aber wenn man keine hat sinkt die Chance auf Rettung um 100% eben dann wenn man die Ultima Ratio gerade benötigt.


    Auch als Nicht-Rettungsinseleigner ganz meine Ansicht!

    Und dabei ist es ziemlich unerheblich, ob man wie es der Redakteur plant ab jetzt "noch ausdauernder um sein Boot kämpft" und/oder sicherstellt "immer einen Feuerlöscher zur Hand zu haben".


    Der gute Redakteur hat irgendwie nicht verstanden das man (würde ich zumindest nicht machen) nicht aus Spaß in die Insel geht sondern wenn es sein muss.


    Seiner Argumentation nach könnte er ab jetzt noch mehr aufpassen an Bord kein Feuer zu machen. Dann könnte er auch den Feuerlöscher zu Hause lassen :winking_face:

  • Ich hab gern ne Insel an Bord. Auch wenn man auf der Ostsee in dicht befahrenen Gewässern ist, im Frühjahr bei 8° Wassertemperatur sitz ich dann lieber im Gummifloß als schwimmen müssen.


    Und man weiß nie was alles passieren kann, der Teufel ist ein Eichhörnchen.

  • Und man weiß nie was alles passieren kann, der Teufel ist ein Eichhörnchen.

    Das ist auch meine Sichtweise. Es könnte passieren dass man trotz aller Maßnahmen das Schiff verlassen muss.

    Wohin wenn nicht in ein "Rettungsboot" wenn man auf dem Wasser unterwegs ist.

    Aus diesem Grund habe ich mir auch gerade eine Insel zugelegt und sogar am Heck befestigt denn, meine Frau oder andere Menschen die vielleicht nicht so kräftig sind wie ich haben mit Sicherheit große Schwierigkeiten das Dingen zu "launchen" wenn es in der Backskiste oder auf dem Kabinendach festgemacht ist.

    Gerade in einer misslichen Lage sollte das ohne Probleme auch ggf. noch im letzten Moment ohne Schwierigkeiten möglich sein.

  • Die Argumentation, dass Verzweifelte besser um das Boot zu kämpfen, hat Tradition - mit der gleichen Argumentation hat die Marine früher auch gerne Nichtschwimmer genommen ... Es wäre interessant zu wissen, ob der Redakteur sich dieser sehr zweifelhaften Geschichte seiner Argumentation bewusst ist. Auch interessant wäre, wie potentielle Mitsegler auf die Argumentation reagieren ...


    Persönlich gibt mir immer noch der hier lang diskutierte Seegattunfall in 2021 zu denken - Segler, die von einem Moment auf den nächsten im Wasser schwammen, nur mit dem, was sie am Leibe trugen, ohne eine Möglichkeit irgendwelche Systeme oder Einrichtungen des Bootes noch nutzen zu können, Automatikwesten, die den brechenden Wellen im Seegatt nicht standgehalten haben in Verbindung mit Schwierigkeiten, über den Notfall zu alamieren. Ich bin mir absolut nicht sicher, ob eine Rettungsinsel in diesem Szenario einen Unterschied gemacht hätte. Rettungswesten, die den brechenden Wellen standgehalten hätten und die Möglichkeit, auch unter den Umständen sicher mit dem, was die Personen an sich trugen, zu alamieren, hätten einen Unterschied gemacht.


    Das offene Meer ist sicher ein anderes Szenario als küstennaher Wassersport. Auf dem Atlantik (oder auch zwischen England und Norwegen) würde ich eine Rettungsinsel für unbedingt sinnvoll halten - dort sind Szenarien wahrscheinlich, bei denen ein paar Minuten bleiben um sich auf den Wechsel vom Boot in die Rettungsinsel vorzubereiten. Und die Wahrscheinlichkeit, längere Zeit ausharren zu müssen, ist auf den offenen Ozeanen auch groß - da passt die Rettungsinsel unbedingt.


    Persönlich - haben wir auch (noch) keine Rettungsinsel. Wir segeln küstennah. Wir fahren durch Seegatte. Gerade aufgrund des Untersuchungsberichtes zum Seegattunfall 2021 stehen dieses Jahr Verbesserung der Möglichkeiten zur Alamierung und Verbesserung der Möglichkeit zum Auffinden mit dem, was ständig an der Person getragen wird, auf der PrioListe.

    Träum nicht. Red nicht. Mach es!

  • Zur Windsteueranlage - braucht keinen Strom und ersetzt eine Person auf Wache. Eine der besten Investitionen, die wir für unsere Ostseerunde 2019 gemacht hatten. Und die Dinger sind ziemlich robust. Wenn ich all die Beiträge über kaputte elektrische Selbststeuerungen lese ...


    Pinnenpilot haben wir auch, der wird aus der Versenkung geholt, wenn wir längere Strecken motoren oder motorsegeln müssen. Dafür ist der gut. Zum reinen Segeln ist der Stromverbrauch viel zu hoch. Und auf die teure Nachrüstspirale, um den Stromhunger einer elektrischen Selbststeuerung befriedigen zu können, habe ich keine Lust - es geht auch ohne.

    Träum nicht. Red nicht. Mach es!

  • Langsam finde ich diese Diskussion albern. Ich lasse mir doch nicht von irgendeiner Person vorschreiben oder einreden was ich zum Schutze meines Lebens weglassen sollte. Eine Empfehlung darf nur eine zusätzliche Sicherheit sein aber niemals das weglassen von Sicherheitseinrichtungen.

    Wenn über den Nutzen gesprochen wird muß jeder diesen mit seinem Sicherheitsbedürfnis und mit seinem Geldbeutel vereinbaren aber wenn ich mittels eines Artikels veralbert werde stelle ich doch die Fachkenntnis des "Journalisten" doch sehr in Frage.

    Ich bin der Überzeugung das Kevin Escoffier seine eigene Meinung dazu hat.

  • Alter Schwede, ihr versteht aber schon, was das bedeutet wenn da "MEINUNG" dran steht?
    Dann darf man das genau so werten, wie das Geschwafel eines Forumsteilnehmers. Das ist eine Meinung. Keine Expertise, kein Gutachten, keine Beratung, keine Empfehlung. Es soll zum Denken anregen, was zuzugegebenermaßen dem einen oder anderem hier schwerzufallen scheint. Kritische Außereinandersetzung mit einem Thema, wobei man das Problem möglichst aus vielen Perspektiven beleuchtet, das ist es worum es hier geht. Dabei soll nicht verdammt oder verleugnet werden, sondern einfach mal die Argumente "der anderen Seite" gehört und verstanden werden. Lesen, nachdenken, nochmal ruhig durchatmen, nochmal denken, und dann mit "ja, und" und nicht mit "ja, aber" erwiedern.

    So schwer kann das doch nicht sein.

  • Vielleicht liest Du mal genauer mit. Die "Empfehlung" ( es war keine Empfehlung sondern die Kundgebung seiner Meinung, genau wie von einigen in diesem Trööt) betraf die küstennahen Gebiete, besonders der Ostsee. Herr Escoffier war da aber nicht.


    Gruß Odysseus

  • Quote

    Alter Schwede, ihr versteht aber schon, was das bedeutet wenn da "MEINUNG" dran steht?

    Nein. Wenn in einer Zeitschrift jeder seine Meinung kund tuen darf darf egal wie dumm oder falsch diese ist wird demnächst das Aluhut trage oder Knoblauch kauen beworben.

    Und wenn ich eine andere Meinung dazu habe dann akzeptiert diese bitte auch als solche. Dumme Kommentare dazu brauche ich nicht.

  • Wenn einer „Meinung“ über seine Meinung schreibt und dann seine Meinung da steht, weiss er vielleicht garnicht, dass er in einer Zeitschrift in der Rubrik „Meinung“ seine Meinung nicht schreiben darf?

    viele Grüße,
    Bodo

  • Das offene Meer ist sicher ein anderes Szenario als küstennaher Wassersport. Auf dem Atlantik (oder auch zwischen England und Norwegen) würde ich eine Rettungsinsel für unbedingt sinnvoll halten - dort sind Szenarien wahrscheinlich, bei denen ein paar Minuten bleiben um sich auf den Wechsel vom Boot in die Rettungsinsel vorzubereiten. Und die Wahrscheinlichkeit, längere Zeit ausharren zu müssen, ist auf den offenen Ozeanen auch groß - da passt die Rettungsinsel unbedingt.

    Die Segler sterben mit Sicht aufs Land. Ich kann dieses Argument mit der Landnähe nicht mehr hören. Die meisten tödlichen Segelunfälle passieren in Küstennähe, Barren Legervall, Fischerei, Küstenverkehr, Wind gegen Strom, Brandungswellen, eigene Überschätzung des Können und Unterschätzung der Elemente, um mal typische Unfallarten zu nennen gibt es eher weniger auf dem Atlantik.


    Und seine Arguementationn man könne Wassereinbrüche oder Brände einfach bekämpfen ist schon fast naive. Beides haben die blöde Eigenschaften dort aufzutreten wo man nicht rankommt, weil der Teil des Bootes verbaut ist. Es wurden ja schon Boote im Atlantik aufgegeben weil die Crew irgenwann mit dem Wasserschöpfen durch war, und sie haben in Tagen die Ursache nicht gefunden.


    Und treibende Einzelpersonen im Wasser zu finden ist schwer, da nützt auch die ganze Rettungskette in Küstennähe nicht. Siehe Unfall 2021 beim segat. Eine Rettungsinsel ist da deutlich einfacher zu finden, auch nachts. Und um nochmal auf den Unfall 2021 zurückzukommen, die sind dem Argument gefolgt und beim Boot geblieben, das hat Ihenen aus Dank die Schwimmwesten beschädigt und ein Mann könnte sich dann irgendwann nicht mehr am Boot festhalten und ist abgetrieben. Wären Sie in die nicht Vorhanden Rettungsinsel gegangen wäre es ggf, anders ausgegangen.

  • Als Skip kann man ja für sich selbst schön finden, was man mag. Verantwortlich für die Cew ist man aber. Für ggf. Verletzte und nichtmehrKönner ist die Insel evtl. das Überleben. Und die Leute müssen ja ggf. zig Stunden warm bleiben.

    Klar: nicht zu früh aussteigen (lernt man im ISAF-Kurs).

    Deutsche Inseln / flache Sände: da kommt keiner mal so fix längs, 3 fitte Leute wurden wohl seinerzeit nach 24h Wasserwanderung auf einem Flach rausgepuhlt, hätte mit Endverbraucherpassagieren sicher anders ausgesehen.

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    In einer Insel kannst Du Wasser trinken, Zucker nach oben bringen, Leute behandeln, Gruppe zusammenhalten usw.. und ein Signal senden.

    Vll. wurde der Artikelverfasser nur nicht aureichend durchgewaschen in seiner Schulung. Wer weiß.

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    spliss

    Holt groß das Dicht !