Nach der Überwinterung unseres Schiffes sind wir jetzt wieder startklar zur nächsten Saison. Vielleicht sucht der eine oder andere ja auch mal nach einem Winterlager an der französischen Atlantikküste. Daher möchte ich meine Erfahrungen teilen und diesen Thread gerne auch durch Berichte anderer, die in der Bretagne überwintert haben ergänzen.
Wir haben unterwegs einige getroffen, die nicht so einfach an die notwendigen Informationen kamen, daher dieser Thread. Für uns war die Idee, zwei Saisons in der Bretagne, bzw. der französischen Atlantikküste zusammenzulegen und unser Schiff dort zu lassen, statt wieder nach Norddeutschland zurückzukehren. So haben wir viel Zeit für dieses Revier und die Reviere für Hin- und Rückreise.
Saison und Wetter:
Die Segelsaison in der (südlichen) Bretagne ist ähnlich wie auf der Ostsee, also Anfang Mai bis Anfang Oktober. Davor und danach ist das Wetter unbeständig und die Orte sind eher verwaist. Im Winter ist es ziemlich feucht, es kann auch ein paar Tage mit Frost geben. Schnee ist eine Sensation. Eis gibt es im Wasser nicht.
Winterlagerung:
Viele Schiffe überwintern im Wasser und es werden auch entsprechende Plätze angeboten. An Land stehen die Boote mit stehendem Rigg in Böcken. Hallenplätze sind nicht üblich. Auf dem Wasser und an Land sind die meisten Boote nicht abgedeckt. Geslippt wird mit hydraulischen Slipwagen oder Travellift oder Mobilkran.
Unsere Erfahrung: wir stehen normalerweise in der Halle und haben keine Plane, schon gar nicht für das stehende Rigg. Das Teakdeck sah nach dem Winter schon ganz schön grün aus und unser Klarlack auf dem Holz hatte viele Schäden. Unter Deck war alles trocken und sofort wieder bewohnbar. Wir achten in der Saison allerdings auch peinlich darauf, nichts salziges unter Deck zu bringen. Alle Fallen und Leinen waren abgeschlagen und wurden noch im Herbst gewaschen und getrocknet.
La Vilaine:
Unsere Wahl fiel auf den Fluß La Vilaine https://www.lavilaine.com, weil Freunde von uns hier wohnen. Die Vilaine liegt im südlichsten Zipfel der Bretagne, ist mit einem Sperrwerk abgedämmt und dient als Süßwasserreservoir. Gleich hinter der Schleuse bietet Arzal 1200 Liegeplätze und 320 Landliegeplätze. Es folgt der Ort La Roche Bernard (560 Wasser-, 210 Landplätze) und schließlich Folleux (400 Wasser-, ca. 250 Landplätze), Kontakt über die Capitanerie.
In Folleux gibt es auch zwei Unternehmen, die eng mit der Capitanerie zusammen arbeiten. Alle Infos hier https://www.lavilaine.com/doc/Guide_lastest_en.pdf
Wir waren bei der Werft am Südufer: https://multi-nautique.com und würden auch wieder kommen. (Aber nicht mit unserem Schiff und dem vielen Lack unter freiem Himmel.) Das Team ist sehr nett und der Chef spricht gutes Englisch. Wir hatten unsere Schiffsdaten (LüA 14,5 m, 16 to) usw. per Mail angefragt und erhielten umgehend ein ausführliches Angebot. Die Gesamtkosten waren etwas geringer als in D, aber dafür war es ja auch nur ein Platz unter freiem Himmel. Als Werft kann man von Multi-Nautique auch viele Arbeiten ausführen lassen. Wir haben die dicken Antifoulingschichten durch ein schonendes "Sand-"strahlverfahren entfernen lassen.
Freunde von uns haben ihr Schiff über Winter hier im Wasser liegen gelassen - problemlos. Auf der anderen Seite befindet sich ebenfalls ein Sommer-/Winterlagerbetrieb. Dort lassen sich allerdings keine Arbeiten vergeben, also Do-it-yourself.
Ein Nachteil hat Folleux: es gibt zwar mehr Boote als Einwohner, aber keinen ÖPNV. Auch sonst gibt es außer dem gut sortierten Schiffsausrüster keinerlei Versorgung. Also Anfahrt und Versorgung mit Auto / Taxi.
Saint Nazaire:
Eine andere der vielen Möglichkeiten ist in der Mündung der Loire in Cordemais https://www.port-a-sec.fr. Freunde aus Flensburg haben ihr Schiff hier an Land überwintert. Durch die Nähe zu St.Nazaire ist die An-/Abreise recht einfach.
St. Brieuc:
Wer eher in der nördlichen Bretagne bleiben möchte, findet in St. Brieuc https://www.cotesdarmor.cci.fr…nce/saint-brieuc-le-legue mit 130 Landplätzen ggf. eine Möglichkeit.